2017 - Marokko


27.02.17
Nun sitzen wir hier in einem riesigen Schiff, unsere erste Mittelmeerkreuzfahrt, und warten darauf endlich anzukommen. Obwohl das Schiff sämtliche Annehmlichkeiten zu bieten hat, sehnen wir den Hafen Tanger Med herbei. Also Kreuzfahrten sind schonmal nix für uns…




Die Anreise zu unserem Schiff war ziemlich entspannt. Knapp 700km in drei Tagen. Unsere erste Station am südlichen Gardasee war ziemlich verregnet und im Winter ist dort sowieso alles im Koma. Also gings am nächsten Tag zügig weiter, Zwischenziel Piacenza. Ideales warmes Sonnenscheinwetter begleite uns bei unserer Stadtbesichtigung. Bald jedoch hatten wir keine Lust mehr, fuhren noch ein Stück außerhalb, um dann direkt am Po, 5m entfernt vom Wasser, stehen zu bleiben. Wir genossen den Abend am Lagerfeuer mit Würschtl und netten Italienern (und ihren 1,7 Mio. Hunden).
Damit wir nun endlich mal Richtung Mittelmeer kommen würden, nahmen wir wieder die Autobahn nach Genua. Was uns in Genua erwartete waren: Verkehrschaos, kleine Straßen und viele Menschen, die zum Teil auf den Straßen herumsprangen… also super Bedingungen um mit einem großen Offroad-LKW durch die Stadt zu fahren. Es kam, wie es kommen musste: wir standen in der Mitte einer riesigen Kreuzung mit jeweils 8-spurigen Straßen, vor uns eine Brücke mit 3,70m Durchfahrtshöhe, hinter und neben uns Autos über Autos. Unter der Brücke durchzufahren, war uns zu heiß. Also hieß es auf der Kreuzung drehen und schnell weg hier. Hat nicht ganz geklappt, denn eine paar Sekunden später standen wir verbotenerweise im Busbahnhof von Genua und falschrum in einer Einbahnstraße. Läuft! So beschlossen wir, unsere Stadtrundfahrt zu beenden und gleich im Hafen einzuchecken. Dort erwartete uns schon das Bild von typisch afrikanischen Autos, d.h. so überladen, dass die Schweller den Boden berühren und auf dem Dach aufgeladenes Gepäck, mit dem leicht die Fahrzeughöhe verdoppelt wurde. Später ging das Verladen zügig und ohne Probleme vonstatten und wir begannen die Reise nach Afrika.





02.03.17

Gestern Abend gegen 18:30 sind wir dann endlich im Hafen von Tanger angekommen. Mit einer riesen Vorfreude, uns nicht noch ewige weitere Stunden mit ausschließlich Essen (Käse, Brot, Schokolade, Schokokuchen, Gummibären und wieder von vorne) und Schlafen um die Ohren zu hauen, flitzen wir in die Schiffsgarage. Unter wildem Hupen verlassen die Marokkaner die Fähre und prompt fährt uns einer von rechts in die Seite. Wohlgemerkt er fährt einfach von der Fahrbahn ganz rechts auf unsere linke. In unseren LKW. Sein Spiegel ist kaputt (fraglich wie lang) am Steyr ist natürlich nix. Behauptet dann natürlich unter wildem Geschrei und viel Gestikulation wir wären in ihn hineingefahren und jetzt wäre sein Spiegel kaputt. Christian brüllt zurück. Der Marokkaner  fotografiert seinen Spiegel und haut plötzlich einfach ab. Die Vorfreude ist irgendwie ein wenig getrübt. Auf dem Weg zum Zoll befindet sich für uns keine ersichtliche Polizeistation. Wir werden bis zur vehicle registration durch gewunken und rechnen nicht mehr damit, den Typen wieder zu sehen. Als wir gerade versuchen mit einem sehr netten Slowenen das richtige Fiche für die Einfuhr zu organisieren, steht wieder unser spezial Freund auf der Matte. Auf mich macht er einen aggressiven, ungehaltenen Eindruck. Christian und er holen sich einen Polizisten dazu. Dieser scheint schon gewaltig einen sitzen zu haben. Ich verstehe kaum ein Wort, da ein furchtbarer Mischmasch aus irgendeinem Araberslang, Französisch und Englisch gesprochen wird. Diese Diskussion wird länger dauern. Ich versuch mich durch Beobachtung der Umgebung ein bisschen von meiner Angespanntheit, vielleicht sogar ein bisschen Angst, abzulenken. Sehr interessant, über die hohen Zäune des Hafengeländes klettern kleine Kerle, wie Äffchen, flitzen zwischen den Fahrzeugen hin und her, quatschen einige an und liefern sich eine Verfolgungsjagt mit der Polizei. Vermutlich Schlepper die gegen Geld die Einreise beschleunigen. Neben meiner Tür sind sie jetzt so weit, dass das Szenario auf dem Boden aufgemalt wird, der besoffene Polizist anfängt zu grinsen und Christian vorschlägt, er solle sich bei dem anderen entschuldigen, welcher eigentlich 100 € für seinen Spiegel haben will. Christian entschuldigt sich bei dem Typen dafür, dass er „stand, während der andere in uns rein gefahren ist“. Christian und der Polizist lachen, der Marokkaner zieht von dannen (Bilder gibt's von dieser Aktion leider keine). Ein Schweizer gibt uns das richtige Fiche, der Polizist schaut noch kurz in unsere Wohnung, schickt Christian nochmal zurück zu der nicht ersichtlichen Polizeistation, um die Pässe nochmal confirmen zu lassen und dann ist der Zoll auch erledigt. Auf dem bewachten Parkplatz im Hafen holen wir noch ein paar Dirham aus dem Automaten und verschwinden dann schleunigst. Man kann dort wohl gut übernachten, allerdings hüpfen dort auch überall diese Äffchen umher, mit denen die Polizei offensichtlich überfordert ist. Die normalen Wohnmobilfahrer übernachten dort, weil es schon dunkel ist. Berichten aber später, dass es nicht so der Hammer war.

Wir tanken noch und verschwinden dann ins Hinterland. Die Straßen haben einige große Schlaglöcher aber sind gut zu fahren. Die Menschen wirken freundlich, umso weiter wir vom Hafen wegkommen und schon bald finden wir auf einem Berg einen schönen, einsamen Schlafplatz. Vermuten wir zumindest. Kaum stehen wir dort kommt ein erster angeflitzt. Wir fragen ihn direkt ob das ok sei. Pas de probleme!! Er ist super freundlich und wollte gar nicht zu uns, sondern ins Dorf. Wir rechnen eigentlich jederzeit damit, dass jemand klopft, um mit uns zu reden oder etwas zu verkaufen. Aber nein, wir konnten die ganze Nacht wunderbar schlafen. Wir wurden kein einziges Mal gestört und erwachen am Morgen an einem wunderschönen Platz Erde.




Die Menschen im angrenzenden Ort öffnen extra ihren winzigen Laden, in dem wir zwei großgewachsenen, gut ernährten Europäer kaum durch die Türe passen. Wir versuchen uns mit den Männern zu unterhalten. Leider sprechen sie kaum Französisch und wir kein Spanisch oder Arabisch. Aber irgendwie funktioniert es doch ein bisschen. Wir kaufen zwei Limo für umgerechnet ca. 50 Cent und machen uns weiter auf den Weg Richtung Riff Gebirge. Kurz davor halten wir in einer Stadt namens Martil, um unsere Vorräte aufzufüllen, bevor wir das als nicht so entspannt geltende Riff Gebirge an einem Tag durchfahren wollen und dann das Abenteuer in Richtung Algerien beginnt. Wasser haben wir bereits problemlos an einer Tankstelle bekommen. Wir checken auf einem ruhigen Campingplatz direkt am Mittelmeer ein, springen erst einmal ins kühle Nass , besorgen uns eine SIM-Karte, Obst, Gemüse und Fleisch vom Markt und waschen unsere Wäsche.








Abends ist der Campingplatz bumsvoll mit Rentnern vor ihrem Wohnmobil. Wir grillen noch unser Fleisch, lehnen ein super Angebot Marihuana zu kaufen ab und verschwinden dann im Steyr.  Wir hoffen auf eine weitere ruhige Nacht, bevor es morgen ins Riff geht – ab jetzt ohne Campingplatz und Horden von Wohnmobilisten.

04.03.17:

Mittlerweile sind wir schon über eine Woche unterwegs und wir werden immer entspannter was unsere Routenwahl betrifft. Nachdem wir vor zwei Tagen den Campingplatz in Martil nach einer wohltuenden Dusche verlassen haben, gings schnurstracks durchs Riff-Gebirge. Eine sehr schöne Landschaft durch die wir viele viele Höhenmeter machten. Immer wieder fielen uns die schönen Gewänder der Menschen auf, Frauen in einer schönen Art Tracht mit Strohhut auf dem Kopftuch und Männer in Kaftans, wobei manche aussehen wie nette Gagarmels. Auf einer Passhöhe wählten wir einen Schlafplatz und der starke Sturm der uns schon den ganzen Tag begleitete, ließ nachts dann endlich nach. Insgesamt wirken die Menschen auf uns hier unglaublich freundlich, nett und hilfsbereit und vor allem extrem zurückhaltend, im Gegensatz zu ein paar Franzosen auf dem letzten Campingplatz, die uns auch während des Essens, dem Duschen und um halb 5 morgens auf dem Klo unbedingt ein paar sinnfreie Laberein (natürlich auf französisch) aufs Auge drücken wollten. Gestern ist uns aufgefallen, dass der Steyr leider ein bisschen Kühlflüssigkeit direkt an unserer neuen Wasserpumpe verliert. Um genau zu sein 411ml/h. Also doch ganz schön ordentlich! Aber Nachfüllen hilft. Und somit ist das Problem erst mal behoben. Sollte sich das wieder ändern, werden wir eine neue Lösung finden.




Heute sind wir dann frohen Mutes gleich weiter gedüst, um endlich Richtung Süden zu fahren. Die Straßen werden kleiner und wir wählen eine kleine Piste, die wieder über Berge führt. Nach kurzer Zeit funkt es fröhlich aus dem Sicherungskasten vor meinem Sitz. Wir halten an und stellen fest, dass sich wohl eine Platte an der die Sicherungen befestigt sind losgerüttelt hat und einen „Kurzen“ verursacht hat. Die Halterung muss allerdings schon vor einiger, einiger Zeit abgebrochen sein. Und wieder stürmt es wie wild. Wir bekommen die Steyr –Türen kaum auf, bei der 5-minütigen Reparatur mit Panzer-Tape. Tip-Top! Und der Steyr läuft ohne erneut vor Freude Funken zu sprühen. Mittlerweile zeigen auch die Instrumente ab und zu verrückte Sachen an… hat sich wohl ein Kabel gelockert. Das richten wir am Abend. Die Strecke ist anspruchsvoll, immer wieder steile Abbrüche, enge Kurven, steile Anstiege und einzelnen Unterspülungen. Als es flacher und einfacher wird, steht wieder mal eine Steyr-steiern-Stunde für mich an.






Also los geht’s! Vierter Gang rein und ab die Post. Nachdem ich ungefähr 10 Minuten mit 40km/h über die Piste bretter, muss ich die Geschwindigkeit auf 10 bis max. 20km/h drosseln und ich befinde mich unerwartert im Offroadpark. Aber es klappt ganz gut. Erstaunlich wie gut sich der LKW in diesem Gelände bewegen lässt. Es wird immer wilder und geht durch Flussbetten und Hänge hinauf. Christian übernimmt den Rest der Strecke und irgendwann legen wir dann auf besserer Straße, sogar mit Teer, noch einige Kilometer zurück, verspeisen noch eine mega fettige Tajine (brauche noch mehrere Testessen zur  konkreten Beurteilung), finden endlich die ersten Kamele und bleiben für die Nacht mitten in der Steinwüste Nähe Missour stehen. Ach ja es windet immer noch oder schon wieder und vielleicht müssen wir das erste Mal in Marokko die Heizung anwerfen. Mal sehen.




07.03.17:

Todra Schlucht. Den ganzen Tag. Wir haben uns vor zwei Tagen noch einmal ein langes Stück Fahrt vorgenommen.




Wieder Richtung touristischer Pfade geht es in die Todra Schlucht. Dort wollen wir ein paar Tage entspannen und unsere Kletterkünste auschecken. Und nein wir haben an diesem Tag nichts repariert. Nach langer Fahrt, ein paar Auffüllaktionen (Wasser, Lebensmittel, etc.) kommen wir am Sonntag am Eingang der Schlucht an. Die wir so ziemlich schnell durchfahren, weil es dort von Menschen wimmelt. Zum Klettern sehen wir erst mal nichts, alles voller Souvenirstände. Wir bleiben am nächsten Ortsrand bei einem netten Marokkaner stehen, der gerade einen Campingplatz aufbaut. Wir sind ziemlich kaputt. Der nächste Tag beginnt etwas motivationslos aber eine….ahhh….Reparatur!!!.... unserer Wasserversorgung in der Kabine, die nämlich leckt (sehr schön!) heitert die Stimmung wieder auf! Arbeit hat noch niemandem geschadet. Als wir mittags dann unseren Kleiderschrank auseinander gebaut, ein paar Schläuche mit neuen Schellen und Kabelbindern zusammen geflickt und alles wieder zusammen gebaut und eingeräumt haben, besuchen wir das kleine verschlafene Städtchen. Außer dass wir von den Kindern die ganze Zeit um Bonbons und Stifte angebettelt werden, was wir sowieso nicht dabei haben, passiert dort nicht viel. Im Anschluss werden wir dann spontan von unserem Herbergsvater zum Tajine Essen eingeladen. Ein „Freund“ wie er uns sagt, ist auch dabei (wohl eher sein Diener) und es schmeckt hervorragend. Wenig sehr feines Fleisch mit Kartoffeln, Zwiebeln , Knoblauch, Gelberüben und vielen Kräutern. Dazu gibt es Tomaten - Paprika Salat. Und rein mit dem Salat! No risk no fun! Unser Saumagen wird das schon problemlos aushalten. Wir sind total überrascht von der Gastfreundschaft und erfreut, so in Kontakt mit den Menschen zu kommen. Nach dem Essen möchte Herr Etoub noch einen kleinen Ausflug mit uns machen, damit wir gut schlafen können. Also…14 Uhr in Afrika, mit Notfallklopier und Wasser bewaffnet steigen wir mit ihm auf den Berg hinter den Häusern. Ein schöner kleiner Berberweg schlängelt sich durch die Landschaft. Er räumt uns jeden Stein aus dem Weg und dann muss ich die ganze Zeit an seiner Hand gehen, damit ich nicht abstürze. Für mich eine besondere Herausforderung ohne etwas vor meinen Füßen zu sehen durch das schroffe, Geröll durchzogene, Gelände zu dackeln. Aber er ist einfach sehr umsichtig mit uns und sehr begeistert von unserer Fitness. So marschieren wir, wie er es nennt, über zwei Stunden über die Berge, zu Höhlen und Zelten der Berber, Schafherden und einem Staudammbau. Gott sei Dank weht bei diesen Temperaturen ein ordentlicher Wind!




Kurz vor Ende ruft er seinen „Freund“ an, dass der schon mal Tee vorbereiten soll. Am Abend sind wir platt. Eine weitere Essenseinladung lehnen wir dankend ab. Heute Früh, mit einer über die Einheimischen erworbenen Kletterübersicht, schaffen wir es dann endlich doch mal so richtig in die Todra. Dort treffen wir einige Kletterer aus Deutschland und Spanien. Die Wände sind gut, im Schatten kann man sich bei milden Temperaturen von der Hitze im Fels gut erholen und ein paar tote Hunde am Straßenrand (bzw. deren Gestank) können die Idylle nicht trügen.












Es wird Feuer gemacht, gegrillt und jugendliche Hirten, die das betteln üben ziehen durch das mit Palmen durchzogene, fast trockene Flussbett. So beschließen wir hier am Straßenrand einfach noch eine Nacht zu bleiben um morgen noch eine andere Wand zu testen. Ach ja die Saumägen haben bisher alles wunderbar ausgehalten!

09.03.17:


Nach ein paar weiteren Kletterrouten zum Frühstück brechen wir am Mittwoch wieder aus der Todra Schlucht auf um endlich in die Sandwüste weiterzureisen. Entlang der algerischen Grenze suchen wir uns ein ruhiges Plätzchen. Eine Große Palme, ein trockenes Flussbett, der Steyr und wir. Und so einige Neugierige aus einem Dorf, an dem wir vorbei gefahren sind… Nachdem wir am Nachmittag schon mehrmals „Wer-hälts-länger-aus???“ gespielt haben, kommt in der Dämmerung einer der Jungen, ca. 10 Jahre alt, im Schlepptau drei seiner großen Freunde, noch einmal vorbei um uns den Abend zu versüßen. Zum besseren Verständnis . „Wer-hälts-länger-aus???: Neugierige Kinder die sich ums Auto versammeln, oft lange lange Zeit mit einfach Rumsitzen verbringen, um dann irgendwann auf die Idee zu kommen nach allem Möglichen wie T-Shirts, Bonbons, Bällen usw. (von dem wir übrigens zufällig sowieso nix dabei haben) zu betteln. Leider kommt es bei „Wer-hälts-länger-aus???“ selten dazu, dass irgendwer was davon hat. Die Kinder wollen oder können sich nicht mit einem unterhalten und ihre gewünschten Waren erhalten sie auch nicht. Zurück zum Abend. Also stehen die vier Halbstarken da vor uns, während wir gerade unsere Würstl auf unser schönes Lagerfeuer legen, um in Ruhe zu essen. Schon nach wenigen Minuten entpuppt sich der am Nachmittag so zurückhaltende Junge als ein richtiger Wirbelwind. Er kümmert sich jetzt um unser Feuer und um unser Essen. Es dauert ein bisschen bis wir die Situation einschätzen können. Jedenfalls klauen sie uns nicht das Essen. Sie lachen…keine Ahnung über uns…wir verstehen kein Wort… wir lachen auch…und wir sprechen heute sowieso schon den ganzen Tag nur Englisch. Englisch hat sich als super Strategie bei „Wer-hälts-länger-aus???“ erwiesen. Dann hol ich einfach mal mein Arabisch Bilderwörterbuch raus. Und der Bann ist gebrochen. Der Abend ist unglaublich lustig. Mit Händen und Füßen kriegen wir Arabische Begriffe beigebracht und die Burschen Englisch und Deutsch. Am lustigsten ist, wenn der kleine Prinz Christian die Aussprache auf Arabisch beibringen will und in den Sandboden arabische Schrift schreibt, welche Christian natürlich perfekt lesen kann. So verbringen wir viele Stunden am Feuer. Wir essen gemeinsam die Würstl, deren Inhalt undefinierbar ist, aber Hauptsache sie schmecken.

Ich muss mich als Frau leider ein bisschen zurück halten, weil ihnen das nicht so ganz geheuer ist, dass ich als Frau so laut mit lache. Und um das nicht immer wieder erklären zu müssen, worüber ich lache, was ohne Französisch total schwierig ist, bleibt mir nichts anderes übrig. Sie gehen sehr umsichtig mit unseren Sachen um, bringen alles wieder und nehmen sich nichts zu essen, ohne dass wir es ihnen anbieten. Doch so richtig gehen wollen sie auch nicht mehr. Zumindest der kleine Kerl nicht. Aber er hat uns ja „auf Wiedersehen“ auf Arabisch beigebracht. So beenden wir den Abend. Die vier ziehen ab und wir fallen ziemlich müde ins Bett.

Wir fahren weiter Richtung Wüste. Auf dem Weg zum Erg Chegaga machen wir noch einen kurzen Boxenstop in Zagora. Mittlerweile fast Profis schaffen wir es unter einer Stunde Wasser, Kühlwasser, Diesel, Lebensmittel und Internet aufzufüllen, Geld zu holen und Müll zu entsorgen. Ohne, dass besondere Kosten anfallen. Naja, eine kleine Hilfe hatten wir. Christian engagiert einen Jungen der vorher bei mir am Auto schon nach Essen gebettelt hat als Träger für die Einkäufe. Ganz nach Christian‘s Devise von nix kommt nix. Ich bin etwas verwirrt als der Kerl freudestrahlend mit Wasser und Limo bepackt auf mich zuläuft. Es dauert bis ich checke wie der Hase läuft und ich sehe, dass Christian ein paar Meter hinter ihm ist. Mit seiner Bezahlung (Gebäck und Wasser) scheint er allerdings nicht so zufrieden zu sein. So ein paar Dirham um sich was zum Essen zu kaufen wären schon besser. Aber er deutete halt au seinen Mund, also gibt’s Essen. Zagora wirkt auf uns, obwohl es sehr groß und touristisch ist, sehr ansprechend. Wir hatten mit mehr und vor allem aufdringlicheren Schleppern gerechnet. Aber ein einfaches „Nein Danke“ genügt. Ein paar sind sogar sehr sehr gute Freunde ;-) von Sabine und Burkhard Koch (bekannte Offroad-Dauerreisede) und andere verstehen auch einen kleinen Spaß, dass wir mit ihnen im Schlepptau einfach mal ein paar Runden durch den Kreisverkehr fahren. Gerne hätten wir noch ein bisschen mehr von dieser Stadt gesehen. Aber weiter geht’s! Christian spielt dann noch ein bisschen Kamelflüsterer und lockt mit einem winzigen Büschel Grünem ein paar Kamele an, um sie sich einmal genauer anzusehen.


Den Nachmittag verbringen wir mit Wäschewaschen in der Nähe eines guten Brunnens und mit ausgiebigem Testen unserer Campingmöbel. Auch das Feldbett muss herhalten. Langsam wird die Luft ganz schön trocken und heiß. Ich fühl mich fast wie eine alte Backpflaume. Wir haben mal richtig viel Zeit in Ruhe zu Essen, zu lesen und was man sonst noch so macht. Das Feldbett erweist sich zwar als sehr praktisch und bequem beim drauf rum gammeln, allerdings im Auf- und Abbau besch…  . Eigentlich sollten wir es einfach als Ganzes aufs Dach schnallen. Der Abend endet früh im sicheren Steyr, da die Natur lauter schmerzhaft piksende Pflanzensamen umher bläst und uns die Fliegen zudem super finden.  


11.03.17:

Nach unserem Auffüllstop in Zagora wartete das bisher größte Abenteuer auf uns: Die Durchquerung des Erg Chegaga, einer reinen Feinsandwüste. Wir fuhren durch den letzten kleinen Ort M’Hamid und schon der Einstieg war hart. Feiner weicher Sand, ca. 2m hohe Dünen und teilweise doch noch struppige Gewächse, sodass die Wahl einer optimalen Fahrspur der Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen glich.




Ja nicht anhalten! Es wurde nicht besser, außer dass sich nun Steine zum Sand gesellten. Dies führte dazu, dass es teilweise bedrohlich schaukelte und wir ziemlich in Schräglage gerieten. Gefühlt waren wir nahe der Kippgrenze, objektiv gesehen noch weit davon entfernt. In einem Talkessel waren zwei Varianten möglich: geradaus durch die Steine oder links durch den Sand. Die Variante „geradeaus“ sah brutal aus, sodass wir uns für links entschieden. Bereits nach 10m steckten wir bis zu den Differentialen im Sand. Top! Im kleinsten Gang mit hoher Drehzahl schleppten wir uns aus diesem Sandfeld hinaus und retteten uns in die Steine. Glück gehabt! Es ging sandig weiter und irgendwann beschlossen wir, unser Lager zu errichten. Mitten in der Sandwüste! Uns umgab eine gespenstische Stille und Bruthitze. Genau das Richtige für unser Feldbett. Auch die höchste Düne der Umgebung musste natürlich bestiegen werden. Hammerhart, diese Hitze und Trockenheit.



Am nächsten Tag fuhren wir gleich früh weiter. Tolle Sandpassagen warteten auf uns, meterhohe Dünenfelder und grandiose Landschaft. Es fuhr sich wie Pulverschnee mit Ski. Der Steyr bekam den Beinamen „das kleine Wüstenschiff“. Bevor wir den Sand verließen, wollten wir noch eine letzte Minidüne „mitnehmen“. Und steckten fest!!! Kein weiterkommen und alle vier Räder drehten durch und der Motor wimmerte. Mit Hilfe aller drei Differentialsperren und der Geländeuntersetzung schafften wir es irgendwie rückwärts heraus. Wir hatten genug vom Sand, zu diesem Zeitpunkt wussten wir aber noch nicht, dass wir uns hierhin zurücksehnen sollten. Es wurde steiniger und steiniger und wir hatten noch über 60km vor uns. Der LKW schaukelte hin und her. Nur die Gurte und beherztes Festhalten verhinderten, dass wir durchs Fahrerhaus fliegen. Wer es nicht erlebt hat, wird es nicht glauben, aber stundenlang bei 40°C hin- und hergeschleudert zu werden zermürbt. Dies stellte auch die Schweißnaht unseres Dachträgers fest, die sich mit lautem Knall verabschiedete. Muss verbessert werden… Wir konnten langsam nicht mehr, doch da tauchte in der wabernden Hitze ein Dorf, unser Zwischenziel, auf. Wir schleppten uns bis dorthin, erhöhten wieder den Reifendruck, fanden einen Schweißer, der unseren Dachträger in 10min schweißte und aßen ein fürstliches Abendessen (wofür später ein fürstlicher Preis aufgerufen wurde…die wissen schon, wann sie es ausnutzen können). Wir verließen das Dorf, suchten uns einen einsamen Platz (klar…in der Wüste) und genossen den Abend zu zweit.






15.03.17:

Seit unserer einsamen Wüstendurchquerung sind schon wieder ein paar Tage vergangen. Nach der Rüttelkur mit gratis Peeling verlassen wir die Wüste und fahren ins Inland. Gar nicht einsam! Uns kommen so viele weiße Womos entgegen, wie wir bisher noch nicht gesehen haben. An einem winzigen Brunnen, der sehr langsam Wasser fördert, füllen wir mit einer Engelsgeduld in der prallen Mittagshitze Gießkanne für Gießkanne in unseren fast leeren Wassertank. Wir haben uns letzte Nacht mal wieder eine warme Dusche gegönnt. War auch bitter nötig. Am Brunnen besucht uns keiner der Dorfeinwohner aber zwei Deutsche Männer die ihre Adelholzener Wasserflaschen zum Scheibenputzen auffüllen und schon seit 20 Jahren nach Marokko kommen, leisten uns eine nette kurze Gesellschaft. Weiter geht’s  auf kleinen Pässen immer weiter ins Inland.

Die Caravankarawane hört auf und die Landschaft zeigt sich wieder einmal in ihrer absoluten Schönheit. Es sprießt überall grün. Und aus dem wenigen Grün werden schnell große Büsche, bunte Blumen, leuchtende Bäume vermischt mit Gestein in allen erdenklichen Farben.

Ein enormer Kontrast zur schon so schönen Wüste. Wir versuchen die vielen angenehmen Gerüche, nach bunten Blumen, Frühling, frischer Luft und verbranntem Holz mit unseren noch etwas ausgetrockneten Nasen aufzunehmen. Die nicht mehr ganz so trockene Luft tut uns gut. Wir verabschieden uns vorerst von den Offroadstrecken und wollen uns die schöne Umgebung um Tafraoute im Antiatlas ansehen. Und siehe da wer sich hier alles versteckt. Hier stehen sie also rum, die Offroadfahrzeuge die wir eigentlich immer auf unseren bisherigen Routen erwartet haben aber nie gesehen haben. Auch Unmengen von den weißen Womos tummeln sich hier. Ist auch klar. Es gibt hier besonders viele schöne Stellplätze im Garten der Welt. Man ist fast geneigt, sich jeden Tag einen neuen Platz zu suchen. Plötzlich haben wir wieder viel Kontakt zu anderen Reisenden. Anfangs etwas komisch und anstrengend.


Nachdem wir am nächsten Tag das kleine Städtchen und die Umgebung drumherum, mit ihren unglaublichen Felsformationen (es gibt übrigens wirklich riesige blaue Steine hier, welche im Rahmen eines Kunstprojektes mit massenweise Farbe angemalt wurden), schön angelegten Palmgärten und Bauten angesehen haben, machen wir noch eine besonders nette Bekanntschaft. Auf der Suche nach einem neuen Garten für unser kleines Haus sehen wir einen schönen Rundhauber (Mercedes-Oldtimer-LKW) vom Straßenrand aus. Wir fahren auf die kleineren Pisten, in eine andere Richtung, durchs hohe Gebüsch mit dem Gedanken die Leute an ihrem idyllischen Platz nicht zu stören. Natürlich stehen wir plötzlich direkt davor. Ein älteres Ehepaar aus unserem Landkreis, das sich als Marokkoexpertenteam entpuppt. Wir unterhalten uns angeregt über mehrere Stunden und freuen uns sehr über die Herzlichkeit und die guten Tipps der beiden. Dies bestätigt uns wieder darin, dass es Sinn macht in einem, ein bisschen anderem, Womo zu reisen.

Langsam haben wir etwas Zeitdruck in den hohen Atlas zu gelangen, damit die Jebel Toubcal Besteigung entspannt gelingen kann. Ich teste also schon mal, ob ich überhaupt noch in die Skitourenhose passe, bei den vielen leckeren süßen Sachen und wir beschließen, bald wieder weiter zu tuckern. Wir genießen noch einige Tees und frisch gepresste Orangensäfte in den Cafés der Stadt, üben uns schon mal im Verhandeln für Marrakesch (Wir glauben: schon erfolgreich, aber noch nicht genug), geben die versprochenen Postkarten auf und machen uns wieder auf den Weg. Beim Boxenstopp machen wir noch einmal eine besonders nette Bekanntschaft. Ein reisendes Pärchen, sie Deutsche und er Amerikaner sind begeistert von unserem Steyr. Irgendwie ist es ein total nettes Zusammentreffen. Die beiden sind uns auf Anhieb sympathisch und schauen unseren Steyr bis ins kleinste Detail an (auf den Eintrittspreis verzichten wir heute ausnahmsweise mal). Ich liebe diesen amerikanischen Überschwung einfach.Wir versuchen noch für andere Reisende ihren verloren gegangenen Hund wieder zu finden, aber das gelingt uns leider nicht. Schließlich geht‘s auf dem Weg in den hohen Atlas noch die Medina von Taroudont, deren Gassen immer und immer wieder in Sackgassen endeten. Google Maps war auch überfordert. Aber wir haben schöne Häuser und viele schöne Hauseingänge und Hintertürchen der Bewohner gesehen. Hat auch Spaß gemacht. Ein junger Mann in unserem Alter zeigt uns den Weg raus aus dem Labyrinth und wir schlürfen noch einen Tee im Café. Gott sei Dank hatten wir Mittag noch ein Päuschen auf unserer Couch eingelegt, als wir noch nicht wussten wie lang der Tag noch werden sollte. Wir fahren über große, dicht besiedelte Straßen als uns schon klar wird, dass die Stellplatzsuche heute nicht so einfach werden wird wie sonst. Also fahren wir und fahren wir, mit der Hoffnung, dass sobald wir den Talkessel hinter uns gelassen haben, wieder kleine Plätze, wegen uns auch direkt neben der Straße, auftauchen die wir zur Rast nutzen können. Von den großen Straßen geht es direkt auf eine Passstraße. Wir sind schon einige Pässe gefahren, einige sehr enge und sehr steile. Aber dieser Pass lässt das Adrenalin in unser Blut schießen. Aber wir haben keine Wahl. Wir müssen durch. Rückwärts geht sowieso nicht. Die Straße ist ziemlich schmal. Einspurig, so dass der Steyr gerade so drauf passt, also keine Ahnung was ist, wenn uns einer entgegen kommt. Mir ist schon ganz schlecht. Neben mir geht es hunderte Meter in die Tiefe, nur manchmal eine Leitplanke oder Mauer von denen aber bestimmt über 50% schon den Abhang hinunter sind und auf der anderen Seite, steile schroffe Felswände mit viel Geröll. Man sieht anhand der großen Steine und kaputten Straße wie viel Steinschlag es hier geben muss. Aber die Straße ist offen weil auch andere Autos sie nutzen. An Stellplatz ist hier allerdings nicht zu denken. Zu gefährlich, außerdem kein Platz. Aber die Straßenverhältnisse werden noch getoppt. Zu den beschriebenen Schwierigkeiten kommen noch überhängende Felswände dazu die uns auch noch von oben anfangen die Fahrbahn zu versperren. Geradeso können wir zwischen überhängendem Fels, unterspülter Fahrbahn, Geröll von rechts und Abgrund links, hindurch fahren. Langsam wird es schon ziemlich dunkel. Sowas kannten wir bisher nur von Prosieben – Galileo „die extremsten Straßen“. Nach einer weiten Strecke auf dem Pass finden wir doch noch einen sicheren, etwas schiefen Stellplatz und schlafen etwas unruhig nach dem aufreibenden Abend. Die Nacht ist kalt, so dass wir am Morgen schnell die Zelte abbrechen um in den Basisort für die geplante Skitour zu kommen. Die Fahrt ist wieder anstrengend aber besser als den Tag zuvor. Wir buchen uns einen lizenzierten Bergführer für die folgenden Tage, der uns gerne auf seinem Campingplatz einquartieren würde. NO CHANCE! Der Weg dorthin ist noch schmäler, enger und niedriger als der Pass. Außerdem könnten wir nicht einmal im Campingplatz umdrehen….und rückwärts einige Kilometer wieder runter??? Aber sehr nett von ihm, dass er uns erst mal die Strecke gezeigt hat bevor wir uns gut eingekeilt hätten. Es sind hier kaum Touristen. Jedenfalls keine richtigen Bergsteiger. Ein einsames österreichisches Wohnmobil steht rum. Wir packen also unser Material zusammen, Christian mästet mich jede Stunde mit einer Schüssel Nudeln und so sind wir gut gerüstet für Morgen.


20.03.17:


Nun geht es also los, auf den höchsten Berg Nordafrikas, den Jebel Toubcal. Normalerweise besteigen wir ja alles im Alpinstil, d.h. ohne Hilfsmittel und tragen alles selbst. Nur diesmal ist das aufgrund der Menge an Gepäck, insbesondere an Trinkwasser und Essen, nicht möglich, sodass wir uns im letzten Talort ein Muli inkl. Muliführer und einen einheimischen Guide engagieren. Das ist eine Erfahrung für sich und ein hammergeiles Bild, wie das Muli mit unseren Ski bepackt ist.

So gehen wir relativ leicht die ersten 1100hm bis zur Schneegrenze und nehmen dort schließlich unser komplettes Gepäck selbst auf. Der Local meint es besonders gut mit uns und führt uns direkt ins erste Bachbett, wo er optimalen Schnee zum Gehen mit Ski vermutet. Leider erweist sich das felsdurchsetzte Gelände als nicht mit Ski begehbar und wir schnallen mehrmals an und ab. Nachdem wir auch wiederholt beim Abschnallen in den Bach einbrechen, fragen wir, ob es unter Umständen nicht besser wäre, abseits vom Schnee und dem Bachbett entlang des Hangs zu laufen, die Ski dabei am Rucksack. Er strahlt und hält es für eine tolle Idee, die dann sogleich umgesetzt wird. Leider hat uns dieser Schlenker durch den Bach etliche extra-Höhenmeter und viel Kraft gekostet.

Insbesondere Sarah ist einmal komplett bis zum Bauch eingebrochen und konnte nur durch uns zwei Männer wieder von oben aus dem Loch gezogen werden. Die restlichen 300hm gestalten sich unspektakulär, aber von den Strapazen zuvor gezeichnet, sind wir froh, als wir endlich unser Lager erreichen.


Und was für ein Lager: ein Gebäude wie ein Schloss! Mit Innenhof und komplett aus Naturstein thront es erhaben zwischen den Bergen. Zwar unbeheizt und eiskalt, aber ein kleiner Raum wird vom Kamin erwärmt. Die Mahlzeiten haben wir ja selbst mitgebracht, bzw. teilweise vom Esel schleppen lassen, und nun lassen wir uns erstmal fürstlich bekochen. Es gibt Couscous mit Gemüse und etwas Fleisch, Nüsse und Kekse und den obligatorischen Berbertee. Wir platzen fast und verziehen uns in unsere Betten. Die Nacht auf 3200m schlafen wir besser als in jeder Alpenhütte, jedenfalls bis um 5 Uhr der Berg ruft. Nach kurzem Frühstück geht es los.

Normalerweise ist es ja nach jeder Hüttenübernachtung bei den ersten Schritten draußen frisch, solange bis man sich eingegangen ist. Aber diesmal hats uns fast umgehauen: orkanartiger Wind und dazu eiskalte Temperaturen, dabei Wolken auf unserer Höhe, die der Wind vorbeigepeitscht hat, dass man kurzzeitig nichts sehen konnte. Unsere Entscheidung: Los geht’s! Nach 10m schauten wir uns an und fragten uns gegenseitig ohne Worte: „Was machen wir hier eigentlich?“ Es ging weiter. Der Sturm rüttelte an den Ski, die sich noch am Rucksack befanden, Ein Gehen war nur mit Steigeisen und sehr langsam möglich. Wir quälten uns 300hm nach oben, einen Steilhang flankierend und alle Nerven angespannt, dass uns der Wind nicht den hang runterweht.

Als wir diesen geschafft hatten, standen wir immernoch auf steinharten, hügeligen Eisplatten, mitten im Nebel. Wir entschieden schweren Herzens, den Traum zu begraben und umzukehren. Der Rückweg war nicht minder leicht und wir stiegen ziemlich schnell ab, einerseits leicht enttäuscht, andererseits erleichert, dass nichts passiert war. Der Sturm ließ uns bis zum Basisort Imlil nicht mehr in Ruhe. Es wurde zwar etwas wärmer, aber dafür wurden wir nun mit Sand ausgepeitscht.

Im Ort selbst aßen wir noch, verabschiedeten uns und fuhren los. Wir wollten nur noch weg aus der Kälte, weg aus dem Sturm, weg vom Sand und fuhren nach Marrakesch, wo uns wohlige Wärme und ein grüner Campingplatz erwarteten.
Die Folgetage standen ganz im Zeichen der Erholung, wobei ein Spaziergang durch Marrakesch’s Zentrum auch hier und da das Nervenkostüm auf die Probe stellt. Wir sahen Kobrabeschwörer mit Flöten, mussten Schlangenbesitzern entkommen, die uns ihre apathischen Tiere unbedingt um den Körper hängen wollten, sahen dressierte und gequälte Affen in Mädchenkleidern und mussten fliegende Händler mit billigen Waren abwimmeln. Stattdessen stürzten wir uns lieber in die Souks der Medina und schauten, welche Produkte dort angeboten wurden: von Gewürzen über Kleidung und Handwerksarbeiten bis zu Nahrungsmitteln (lebend und tot) gab es alles in toller Qualität. Wir kauften jedoch lediglich getrocknete Aprikosen und karamellisierte Mandeln und verzogen uns bald wieder in Richtung unseres Campers, um zu erholen. Dazu nahmen wir den öffentlichen Bus für 50Cent pro Fahrkarte. Ein Erlebnis für sich: Obwohl es wie in deutschen Bussen ein Klingelanlage zum Signalisieren des Aussteigewunsches gibt (die auch funktioniert), wird diese ignoriert und das Prozedere des Signalisierens ist: Ordentlich laut gegen die Verkleidung der hinteren Türe hämmern (gerne mit der Faust) bis der Busfahrer das Hämmern hört und einen rauslässt. Strange… Also erholen wir uns endlich etwas in geborgener Campingplatzatmosphäre zwischen französischen und britischen Rentnern in ihren riesigen Schiffen. Bissl viel in den letzten Tagen erlebt...

21.03.17:


Heute ist der 21.03.17, es ist ca. 17 Uhr marokkanischer Zeit. Wie wir im letzten Post berichtet hatten, haben wir uns ein paar Tage in Marrakesch erholt und die Reise geht wieder weiter. Diesmal Richtung Atlantikküste. Zum Thema Marrakesch ist noch zu sagen, dass leider das „Tausend und eine Nacht Feeling“ bei uns nicht aufkam. Kann aber sicher daran liegen, dass wir etwas erschöpft waren und uns das schlechte Wetter vom hohen Atlas weiter verfolgte. Marrakesch ist, vor allem wenn man bereit ist das nötige Kleingeld auszugeben, sicherlich eine Städtereise wehrt. Die vielen wunderschönen Riads mit ihren unglaublichen Innenhöfen und Gärten sowie wie die zahlreichen Souks begeistern zumindest so ziemliches jedes Frauenherz. Aber wie gesagt dann muss richtig Kohle auf den Tisch. Jedenfalls für unsere Verhältnisse. Wir bereiten den Steyr wieder auf Unabhängigkeit vor, kaufen bisher das 2te und letzte Mal für diese Reise in einem Supermarkt ein, besorgen endlich neue Kontaktlinsen für mich (eigentlich schon vor Wochen geplant) und verlassen Marrakesch.




Die Landschaft wirkt auf mich ziemlich fad. Irgendwie ist alles Ton in Ton, keine Berge, kaum Pflanzen und das schlechte Wetter scheint wieder mit uns mitzureisen. Am frühen Nachmittag erreichen wir endlich den Atlantik. Wir umfahren die klassischen Urlaubsorte und suchen uns schon ziemlich nördlich einen schönen Platz am einsamen Sandstrand. So ergibt es sich, dass wir bei einem ansässigen Marokkaner, der hier Gästezimmer vermietet, wovon aber keines belegt ist und wir sowieso überhaupt keinen Touristen entdecken können, Fisch für uns kaufen. Bzw. machen wir mit ihm aus, dass wir gegen ca. 17 Uhr zu ihm kommen zum „Fish-Barbecue“ mit Salat. Auf Grund der stürmischen See ist das nicht so einfach mit dem Fisch. Aber um kurz nach 17 Uhr ist dann der Fisch endlich gefangen. Am ersten Tag am Meer gleich so frischen Fisch zu bekommen übertrifft unsere Erwartungen. Wir sind immer noch etwas müde und so schlafen wir viele Stunden neben dem laut rauschenden Meer.




Da das Wetter heute Früh immer noch nicht wirklich besser ist und der Atlantik tobt, so dass nicht mal der Versuch des Badens möglich ist, beschließe ich endlich mal wieder meine Arbeit aufzunehmen und klemme mich hinter die Unterlagen meiner geliebten BWL. Aber nicht so schlimm, bei so einer Aussicht aus dem Büro! Christian, dessen Aktionismus sowieso nie ein Ende findet, erkundet stundenlang den Strand.




Er macht wieder sehr nette Bekanntschaften mit den Anwohnern, unterhält sich bei einem Glas Tee angeregt mit einem Marokkaner, der lange für die marokkanische Botschaft in Malaysia gearbeitet hat und dessen Kinder auch dort leben und versucht mit Händen und Füßen mit einem Fischer zu kommunizieren, der nur arabisch spricht. Am späten Nachmittag schaff ichs dann doch mal raus. Das Wetter hat sich gebessert und es ist sogar annähernd warm, wenn auch weiter sehr windig. So erkunde ich auch endlich mal den wunderschönen Strand, an dem wir gerade wohnen.








Jetzt, um 17 Uhr, sind wir wieder zurück. Feldarbeiter bringen noch eine Tasse Tee vorbei und wir hoffen, dass sie sich über unsere Bananen und Orangen als Dankeschön freuen. Wir werden sehen, was der Abend noch so bringt!


PS: Anbei die kleine Zwischenbilanz von Marokko.


-In Marokko haben wir im Gegensatz zu Europa nie Probleme mit der Steyrhöhe von fast 4 Metern. Marokkaner können auch ohne weiteres ihr normales Auto bis auf eine Höhe von 4 Metern beladen.


-Falls ihr es noch nicht wusstet… Zu Christians Lieblingsbeschäftigungen gehört, außer auf jeden Hügel hinaufkriechen, immer noch das Feuermachen aus allem erdenklichen Holz, das man so finden kann!

-Das Highlight der Jebel Toubcal Besteigung war eine Ziege die genüsslich laut auf einer ganzen Orange rumschmatze (die komplette Orange war wirklich im Maul), dabei sehr freundlich lächelte und herrlich nach Orangen roch. Leider mussten wir uns totlachen und den Augenblick genießen…so gibt es keine Fotos.

-In Marrakesch finden Touristen männliche, aggressive Affen im Kleidchen, an der Leine, toll! Wär ich einer dieser Affen, wäre ich aber wohl sowas von aggressiv!

-Im Gegensatz zu vielen anderen Marokko Besuchern wurden wir bisher keine einzige Nacht aus dem Schlaf geholt um mal geschwind einen Teppich oder einen Stein zu kaufen. Obwohl wir bis auf zwei Nächte immer frei irgendwo an einem schönen Platz übernachtet haben.

-Langsam können wir keine rohen Zwiebeln, rohe Tomaten und rohe grüne Paprika mehr sehen. Da drehts einem irgendwann den Magen um.

-In der Todra Schlucht hat uns ein Berber ein rotes Gewürz in das Waschbecken im Steyrbad gekippt und sich wie ein Schnitzel gefreut als es unten wieder rauskam. Trotz 4sprachigem Kauderwelsch wissen wir bis heute nicht wieso!

-Marokko ist ein Paradies für Naschkatzen. Musste erst mal ein paar Tage vor der Tour überprüfen ob meine Skitourenhose nicht beim waschen vielleicht eingegangen ist.

-Wir beherrschen den marokkanischen Verkehr mittlerweile perfekt. Auf welche Art, wann gehupt wird, wann und wie Blinken und der Spezial Warnblinker. Außerdem fallen wir auch im Bus nicht auf, wenn zum Halten an der Verkleidung zweimal laut geklopft wird. Wäre ja auch Quatsch die dafür vorgesehene und vorhandene Klingel zu benutzen.

-Auf der 4000er Besteigung bieten fleißige Geschäftsmänner auf dem Weg nach oben allerlei Dinge an und können es nur schwer verstehen, dass man nicht shoppen will und keine 10 Kilo Steine mit nach oben nimmt.

-Am Anfang der Reise haben wir eine Tüte Tee gekauft. Wir finden ziemlich schnell raus, dass es sich nicht um Minztee oder einen anderen Tee den wir kennen handelt. Etwas später können wir mit Hilfe von Herrn Google herausfinden, dass dieser Kräuter Tee eher ein Heilmittel gegen alles ist und vor allem eine sehr abführende Wirkung hat. A super Sach!




24.03.17:


Da sind wir wieder. Immer noch in Marokko, wer hätte das gedacht. Nachdem wir also ein paar sehr ruhige Tage am stetig sehr windigen Meer verbracht haben und Christian ein schönes Meerwasserbad gemacht hat, überlegen wir wie‘s jetzt weiter gehen soll. Das Wetter ist immer noch nicht besonders schön und soll auch so bleiben.

Wie viele wissen, ist das Wasser sowieso nicht mein bester Freund und den ganzen Tag  in meinem Traumbüro direkt am Meer  lernen, macht mich mit der Zeit ziemlich unausgeglichen. Es soll also weiter gehen. Erst einmal lassen wir an der Straße, dieses Mal für 2€, unsere Kabine schweißen und machen uns dann auf in Richtung der großen Industriestädte Marokkos. Auf dem Weg dorthin fahren wir durch große Gebiete, in denen professionell  alle erdenklichen Arten an Gemüse angebaut werden. Man kann auch direkt ab Feld große Mengen abnehmen. Es folgen große moderne Hafenanlagen und auch die Infrastruktur ist dem angepasst. Wir  fahren bis Casablanca und schauen uns die auf dem Weg liegenden Städte genauer an, manchmal zu Fuß manchmal per Steyr. Schon interessant, wie europäisch solche Orte auf einen plötzlich wirken und vor allem reich im Verhältnis zu den ländlicheren Gegenden. Hier kommen wir uns auch vor wie die letzten Bauern, gerade wenn wir das Auto verlassen. So fahren wir dann Richtung mittlerer Atlas, um das letzte Gebirge Marokkos, was wir noch nicht durchfahren haben, zu besichtigen. Christian macht sich noch schnell auch in Marokko einen Namen als Rennfahrer und lässt sich mit dem Steyr blitzen. Für 8km/h löhnen wir 15€ an die Polizei. Danach geht die Reise mit unseren unglaublichen 70km/h weiter. Wir fahren weiter als wir gedacht haben. Die Gegend ist uns irgendwie unsympathisch. Die Menschen wirken unfreundlich, die Jugendlichen frech und wir sehen einige kleine Kinder, die schon genüsslich ihre Feierabendzigarette rauchen. Vielleicht liegts auch am Wetter das alle so stofflig wirken. Es regnet wie aus Eimern und am Himmel hängen tiefe Wolken die die Stimmung ordentlich drücken. Irgendwann finden wir dann doch einen Stellplatz für eine weitere Nacht in Afrika. Am Morgen erleben wir dann noch eine etwas seltsame, aber lustige Szene vor unserem Steyr. Es scheint sich um eine Verkaufsverhandlung um einen 190er Mercedes zu handeln. Jedenfalls steigen alle immer wieder ein und aus und fahren dann mit Vollgas kurze Strecken. Dann wird wieder wild diskutiert. So geht das eine ganze Weile. Schon erstaunlich was der Daimler eigentlich so aushält. Seltsamerweise bleibt eine voll verschleierte, mittelalte, gut genährte Dame in knallrotem Jogginganzug zurück. Mit einem Miniplastikhocker in der Hand. Wohlgemerkt befinden wir uns weder am Rand einer Stadt, noch ist ein Dorf in nächster Umgebung. Wieder ein Rätsel, was uns ein Rätsel bleiben wird. Die Frau winkt uns noch freundlich zu, als wir unser Camp verlassen. Jetzt suchen wir die Affen. Wie viele auch wissen… Kann man meine Laune ja sowieso mit jeder Art von Tier sofort wieder heben und da sind Affen natürlich eine besonders gute Idee. Wir haben gehört, dass es im mittleren Atlas eine Restpopulation an Berberaffen geben soll. Die Landschaft im mittleren Atlas ist wiederum sehr, sehr schön. Marokko bietet so unglaublich viele verschiedene Arten von Vegetation oder auch gar keine Vegetation, dass man manchmal fast überfordert ist, weil es sich so schnell ändert. Hier findet man viele schöne Mischwälder, es blühen  allerhand bunte Blumen, zwischendurch hohes Gras und Flüsse die Wasser führen.

Die Erde ist manchmal rötlich, aber hauptsächlich fast schwarz und so riecht es auch. Nach Frühling, Wald und feuchter Erde. Es regnet immer noch, aber ab morgen soll das Wetter wieder besser werden. Kurz vor unserem nächsten Zwischenziel Azrou, sehen wir schon den Schnee der in den Bergen liegt. In Azrou fühlt es sich dann an wie bei uns im Winter. Nach einem Mittagessen mit einem total netten Kellner, wollen wir uns nun einen schönen Platz für die Nacht suchen. Vielleicht finden wir ja auf dem Weg noch ein paar Affen. Es geht ein bisschen bergauf und schnell wird der Schnee mehr, die Straße ist schon mal für Fahrzeuge ohne Winterreifen gesperrt (häh? Hier hat niemand Winterreifen…). Wir freuen uns über den vielen, dicken weißen Schnee und über die Winterreifen unseres Steyrs. Und da hocken sie auch schon. Etwas angepisst vom Wetter schauen uns vom Straßenrand ein paar plüschige Berberaffen an.

Wir steigen an einem kleinen Platz aus, wo auch marokkanische Wochenendausflügler die zahmen Affen mit Erdnüssen füttern. Ich trete beim Austeigen erst mal so richtig auf die Hupe, um allen bekannt zu machen, dass ich jetzt auch da bin. Peinlich… denk ich noch. Wahrscheinlich sind die Affen jetzt weg und die Besucher begeistert. Aber diese Affen stört das nicht. Wir fahren weiter in den Wald hinein. Vorteil hier. Außer dem Steyr wird dort heute nix mehr reinfahren, bei min. 20cm ungeräumtem Neuschnee. Da sehen wir wie drei Leute in einer langen Hofeinfahrt scheinbar ein Auto in Gang bekommen wollen und dass sie bereits wahrscheinlich schon mehrere Stunden versuchen mittels eines Rechens aus der verschneiten Einfahrt herauszukommen. Wir fragen schnell, ob wir helfen können. Das russische Pärchen und der Marokkaner wirken sehr erleichtert. Kurzerhand lege ich mit der Lawinenschaufel das Einfahrtstor soweit frei, dass wir es für die Steyrgröße aufbekommen und Christian manövriert den Steyr problemlos rückwärts, durch den aufgewühlten Schnee, in die enge Einfahrt. Im Schlepptau einen niegelnagelneuen Toyota Prius hybrid mit Sommerreifen, die wie Slicks aussehen, geht es dann wieder retour. Nach ein paar Minuten ist alles erledigt und wir freuen uns zu fünft über die gelungene Aktion. Gerne hätten wir ihnen schon früher geholfen. Ihres körperlichen Zustands zufolge müssen sie wirklich schon einige Zeit geackert haben.

Also weiter in den Wald, durch den tiefen Schnee. Dieser Anblick lässt unser Entdeckerherz sofort wieder höher schlagen. Anhand der Karte können wir der Piste durch den tiefen Schnee folgen, bis zu einer Begrenzung durch größere Steine. Naja, aber egal, wir haben ja die Ski dabei. Wenn nicht mit dem Steyr dann halt mit den Ski zu den Affen. Es geht ja bergab. Also schnallen wir kurzerhand unsere Ski an und fahren den Rest der Piste, durch herrlichen Tiefschnee, damit ab und wir finden auch tatsächlich wieder eine Gruppe von Affen.


Eine bezaubernde Rundfahrt auf Skiern in dem tief verschneiten Wald. Das hätten wir gestern auch noch nicht gedacht, dass wir uns heute wie im tiefsten Winter fühlen. Am tiefsten Punkt bringen wir dann die Felle an und machen noch eine schöne Skitour quer durch den Wald wieder hinauf zu unserem Häuschen. Den Abend lassen wir mit einer wohltuenden heißen Dusche ausklingen, bevor wir glücklich und zufrieden, aber nur weil wir eine Heizung im Steyr haben, ins Bett hüpfen.

27.03.17:


Nach unserem kleinen Skispaß mit Affeneinlage verbringen wir eine mystisch stille Nacht im verschneiten Zedernwald. Die Affen schlafen  auch. Nur am nächsten Tag klaut mir ein putzmunterer, ziemlich starker Affenkerl eine Tüte Nüsse.



 Jedenfalls schlafen wir in dieser Nacht wunderbar. Dank unseres heißen Bluts schlafen wir ohne Heizung und merken nicht, wie tief die Temperaturen nachts tatsächlich fallen. Am Morgen wundern wir uns, warum wir Luft in den Wasserleitungen haben. Naja….es war so kalt, dass sich unser automatischer Frostschutz der Kabine aktiviert hat und schön alle Leitungen entleert hat. Wir brechen auf nach Ifrane. Einem ziemlich europäisch, oder vor allem englisch wirkenden, hoch liegenden Luftkurort. Der Wasserverlust wird noch kurz an einem kleinen Brunnen nachgefüllt und dann sind wir auch schon da. Nachdem es heute ordentlich taut und auch endlich mal wieder die Sonne scheint, erwacht die ganze Umgebung wieder zum Leben. Auch die Affen wirken heute munterer als gestern im Schnee. In Ifrane kommen wir uns irgendwie vor wie in einem Freizeitpark. Keine Ahnung wieso. In dem blitzsauberen Städtchen mit ganz vielen Straßenschildern, vielen Polizisten, vor allem sexy uniformierten Marokkanerinnen mit großen Sonnenbrillen, stattlichen Häusern mit roten Spitzdächern, wird das Auto ganz europäisch auf einem kostenpflichtigen Parkplatz, an dem auch große Autos mehr als kleine kosten, abgestellt. Schon verrückt. Aus dem Wald hierher. Wir kommen uns mal wieder ziemlich gammlig vor. Um es uns noch mal so richtig europäisch zu geben, spazieren wir durch die Stadt, gehen in ein Café, um uns wieder mal (wie fast jeden Tag) so ein leckeres Stück Cremetorte einzuverleiben. Unglaublich, was hier für Schlitten rumfahren und selbst der Kleidungsstil, als auch das Verhalten der vielen flanierenden Menschen, scheint völlig anders zu sein als im Rest Marokkos. Ifrane wird am Wochenende von vielen Marokkanern als Ausflugsziel, bzw. zum Skifahren angesteuert. Und es ist Wochenende, aber der Schnee zum Skifahren reicht wohl eher nicht mehr. Jedenfalls gönnen wir uns nach dem Kuchenschmaus noch eine Pizza und einen Burger zum Abschluss. Gut gefüllt und eher kugelrund geht es dann wieder weg aus dieser netten Abwechslung. Wir finden kurz hinter dem Ort zwischen Felsen einen schönen, nur etwas matschigen, Stellplatz für die Nacht. Wohlig warm schlafen wir heute Nacht sicherheitshalber mit Heizung. In der Früh ein warmes Bad, bei ca. 4 Grad Außentemperatur, ist einfach geil. Aber es scheint wieder irgendwas mit dem Wasser nicht zu stimmen. Also überprüfen wir mal wieder den gesamten Kreislauf (wie bereits gestern schon einmal). Christian macht sowieso seinen täglichen Check im, ums und unterm Auto. Und siehe da…. Es tropft wo es nicht tropfen soll. Wir nehmen also unser nach Steckkasten konstruiertes Haus ein bisschen auseinander und finden den Übeltäter. Erst sind wir schockiert als wir sehen, dass in dem Raum unter unserem Bett, in dem sich die Wassertanks befinden, das Wasser sich nicht unbedingt in den Wassertanks sondern vielmehr darum befindet. Christian sagt nur plump: „Wundert mich, dass das noch keinen Kurzen gegeben hat.“. Schnell finden wir raus, dass dieses Mal die Wasserpumpe der Kabine leckt. Nur läufts hier nicht einfach auf die Straße, sondern schön in die Kabine. Mit den Wasserpumpen haben wirs wohl nicht so. Allerdings ist hier zu sagen… die Kabinenpumpe ist halt einfach echt ein altes Teil. Aber sie läuft. Gut was solls. Schlauch auspacken und das Wasser absaugen. Funktioniert Gott sei Dank gut. Hab ich früher auch oft genug am Aquarium geübt. Nachdem wir alles halbwegs trocken gelegt haben und den Druck von den Leitungen genommen haben, fahren wir weiter Richtung Fés, um uns einen ruhigen, besser zur Reparatur geeigneten Standplatz, mit möglicher Ersatzteilbeschaffung, zu suchen. Gesagt, getan. Erst einmal spielen wir wieder Steckkasten und räumen die betroffenen Staukästen zum Trocknen aus, bauen die Kästen auseinander, damit es durchlüften kann und nehmen uns dann dem Übeltäter an. Es hat herrliche 30 Grad. Darüber sind wir durchaus froh. Wir setzen uns in unser Outdoor-Büro und nehmen die Pumpe auseinander. Wir vermuten, wie bei der Wasserpumpe am Fahrzeug, eine kaputte Dichtung. Nach ein paar Minuten steht fest, dass die Membran, die sich in der Pumpe befindet, in der Mitte ein Loch hat. So eine Membran werden wir nicht als Ersatz bekommen. Auch nicht in Deutschland. Zu alt das Teil! Wir überlegen kurz die gängigen Mittel die wir so dabei haben. Bringt alles nichts. Ich geh meine Medizinkiste im Gedanken durch. Halte Folienpflaster usw. aber auch für nicht stabil genug bzw. für nicht fixierbar. Wir brauchen irgendwas, was dünn ist, sich am besten über die gesamte Membran spannen lässt, damit es fixiert ist und vor allem den starken Druck der Pumpe aushält. Zwei Dumme, ein Gedanke. Ziemlich zeitgleich fällt uns beiden ein, dass wir da was dabei haben, worüber wir uns eh schon gefragt haben, warum wir das eigentlich dabei haben, was gehen könnte. Kurzer Hand ziehen wir Verhüterli aus dem letzen Eck und schwupp die wupp ist die Pumpe repariert. Hoffentlich hat uns bei dem Vorgang niemand beobachtet. Jedenfalls haben wir jetzt eine mittels Kondom getunte super Pumpe die hervorragend funktioniert. Wahrscheinlich hebt dieses Provisorium wieder ewig, aber vielleicht leisten wir uns doch mal eine neue. Tja, jetzt haben wir erstaunlich viel Freizeit am Nachmittag. Das bisher größte Problem neben der anderen Wasserpumpe, die sich hoffentlich bis wir wieder in Deutschland sind mit Wasserauffüllen begnügt, haben wir schneller als gedacht in den Griff bekommen. Jetzt kann der Steyr trocknen und wir uns über unsere Unabhängigkeit freuen. Wir planen einen Besuch von Fés. Den verwerfen wir am nächsten Tag allerdings wieder ganz schön schnell, nachdem wir die ersten Teile gesehen haben. Dafür kann die Stadt nix. Nur wir. Wir sind halt irgendwie doch keine Städtereisenden, wie wir immer und immer wieder feststellen. Auf ein Neues in die Pässe. Wir fahren durchs schöne Inland. Genießen herrlich Bergpässe, schöne afrikanische Bauernhöfe, Kräuterfelder und finden einen tollen Stellplatz am Berg mit einer wunderbaren Aussicht auf einen See. Und es ist warm und fast windstill! Heute wird mal wieder Feuer gemacht!





30.03.17:


Das Feuer war groß! Sehr groß! Wir müssen ja schließlich unser bayrisches Holz noch vollständig verbrennen…aber nachdem wir ja stetig fast alles Holz aufgesammelt haben was uns über den Weg gelaufen ist, haben wir auch noch viel übrig. Hier wollen wir anmerken, dass wir uns jetzt wieder mitten im Riffgebirge befinden. Anfangs haben wir diesen Landstrich ja so schnell wie möglich durchfahren. Jetzt stellen wir fest: Hier fühlen wir uns unglaublich wohl. Auch wenn die Menschen hier mehr Spanisch sprechen, haben wir viel Kontakt zu allen Altersklassen, egal ob Frauen oder Männer, jeder ist hier völlig entspannt und aufgeschlossen, aber wir werden überhaupt nicht bedrängt. Weder um Kiff zu kaufen, noch um sonst was zu tun. Am Abend sind viele Menschen an unserem Wohnzimmer vorbei gekommen und haben sich total über unsere Anwesenheit gefreut. Christian ist völlig fertig nach der ersten Flirtattacke einer fremden Frau, nach für ihn einer gefühlten Ewigkeit von Missachtung :-). Die Tage im Riffgebirge vergehen wie im Flug, auch nachts haben wir keinerlei Probleme. Klar gibt es hier ein paar fertige Leute, aber die gibt es überall. Auf den Wegen die wir machen, kommen wir hauptsächlich an ärmlichen Bauernhöfen vorbei, sie haben keine richtigen Häuser, nutzen alle Materialien um sich etwas Eigenes zu schaffen und auf fast jedem Anwesen gibt es einen kleinen Lehm-Ofen im Garten. Leider bietet sich keine Gelegenheit so einen Hof zu besuchen. Ich mag diese Menschen besonders, die aus wenig so viel schaffen und trotzdem eine große Menge Zufriedenheit ausstrahlen und uns gegenüber auch keinerlei Neid ausstrahlen oder uns sogar anbetteln würden. Die letzen Tage in Marokko wollen wir an den Stränden rund um Asilah verbringen. Wir machen auf dem Weg noch einen Abstecher nach Chefchaoun, der blauen Stadt, die durchaus sehenswert ist. In den Gassen der blauen Medina ist es richtig schön.







Wir schlendern ein bisschen, manchmal in Begleitung eines Farmbesitzers (der uns gerne seine Kiff-farm zeigen möchte), umher. Gekauft wird wiederum nichts. Hier sehen wir das erste Mal asiatische Touristen. Glaub ich zumindest. Und wir beobachten eine lustige Situation, in der wir uns ein kleines Grinsen nicht verkneifen können: Ein paar asiatische Frauen, mit Hut und Kamera bewaffnet stürmen also die Medina. Prompt kommt ein etwas mitgenommen aussehender Maroc auf sie zu und fragt sie, ob Marokko gut ist, den einzigen englischen Satz den wirklich jeder Marokkaner beherrscht. Das Englisch beider Parteien ist nicht unbedingt das Beste und auch nicht so ganz verständlich. Also antworten die Frauen ganz laut und in Dauerschleife „no, no, no, nono, no!“. Daraufhin fragt der Mann nach, ob das wirklich so ist. Ist total empört und erstaunt über diese Antwort, die er wahrscheinlich bisher auch noch nicht so oft gehört hat. Und wieder entgegnen die Frauen, die wahrscheinlich einfach Sorge haben, gerade einen Kaufvertrag abzuschließen mit „no, no, no, nono!“. So kommen Missverständnisse zu Stande. Nach einem Mittagessen in dieser lockeren Multikulti Atmosphäre geht es weiter. Die Straßen sind eher mittelprächtig und machen sie anstrengender zu fahren, als die vielen Pisten (die Erg Chegaga-Geröll Geschichte mal ausgeklammert).Wäre ja gelacht wenn wir einfach mal ein paar ruhige Tage verbringen. Sonst hätte der Urlaub ja auch noch Erholungspotential. Also werden nicht nur die Straßen immer schlechter, sondern wir schaffen es auch mit einem unglaublichen Glück mitten durch einen Wochenmarkt zu fahren. Also Karte sagt, rote Straße, Hauptstraße, angeblich große Straße, einziger Weg zum Ziel. Wir befinden uns schon viele Kilometer auf dieser relativ normal ausgebauten Straße bis wir durch eine kleine Stadt müssen. Hier wird der Weg deutlich enger und natürlich ist hier heute am Dienstag Markttag und die ganzen umliegenden Anwohner sind natürlich auch da, um mal so richtig einzukaufen. Und wir stehen schon mittendrin. Falls ihr die Märkte in Marokko nicht kennt, es sind keine Märkte wie bei uns, bei denen in der Regel eine Umleitung geschaffen wird oder der Markt sich zumindest in einer geraden Straße mit Buden rechts und links befindet. Hier ähnelt es eher einem  Labyrinth aus Menschen, Buden, Autos, Waren am Boden, neben uns und überall und nett gespannten Sonnensegeln über der Straße. Also fahren wir halt einfach mal zur Entspannung dadurch und schauen uns das an.

Naja, viel Wahl haben wir auch nicht gehabt. Wir hätten bis abends stehen bleiben können, beim Abbau helfen und bis dahin den kompletten Betrieb blockiert. Hätte es halt ein paar Stunden keine Hauptstraße (gibt übrigens auch keine Nebenstraße, sonst hätten wir die genommen) gegeben. Also wer Lust hat, mal so richtig das Marktgeschehen zu genießen, kann sich hier das Video, samt unserer etwas lustigen Kommunikation, ansehen (Anmerkung: folgt, sobald es das Internet erlaubt...). Vorweg genommen: Wir haben keinerlei Personen- oder Sachschaden verursacht, wenn man davon absieht, dass wir es im Gegensatz zum Händler nicht als Schaden einstufen, dass sich am Auto einer vorbei gequetscht hat und mit seinem Allerwertesten eine Schachtel verpackte Zahnbürsten vom Tisch gewischt hat. Der Händler wollte mir auch für einen kleinen Augenblick klarmachen, dass wir das waren. Klar da sind wir einfach drüber gefahren über die Tischplatte in 1,5m Höhe. Sowieso. Stabiler Tisch. Irgendwann muss er doch grinsen, nachdem er sich ein bisschen künstlich aufgeregt hat. Außerdem werden nebenbei Waren angeboten, wie herrliche Erdbeeren, die Sonnensegel sind auch wieder auf marokkanische Art und Weise über Steyr-Größe gespannt und unteranderem bietet mir ein lustiger Mann, dessen Leber ganz, ganz laut um Hilfe schreit, zur Entspannung einen Zug von seinem Joint an. Nein danke! Ich habe so schon das Gefühl gleich ohnmächtig zu werden. Außerdem hätte Christian dann keinen Spiegel mehr der ihm sagt, dass er noch genau 2cm nach rechts hat (unser normaler Spiegel ist auf Anschlag eingeklappt, kein Platz und bringt sowieso nix).
Nach über zwanzig Minuten ist es geschafft. Leider haben wir keine, so lecker aussehenden Erdbeeren gekauft. Nach einer Nacht im Nirgendwo starten wir wieder Richtung Asilah. Na klar und es ist wieder auf der Durchfahrt eines Dorfes Markt. Aber nur neben der Hauptstraße. Die Weiterfahrt verläuft ruhig. Die Berge werden weniger und wir sind wieder am Meer. Nach einem, wie immer gegen alles helfendem kochendheißen Pfefferminztee mit einer Tonne Zucker (ist jetzt dann in auch jederzeit in der Villa Kunterbunt in Peiting erhältlich) suchen wir uns einen guten Stellplatz am Meer und machen einfach nichts. Mal sehen wie lange wir das aushalten.

02.04.17:


Yeah! Fast 5 Tage machen wir nichts außer… ab und zu Feuer, essen immer wieder essen, Wäsche waschen, einen Haufen BWL in mich rein würgen, das eher mit Gewalt und mal einfach abchillen wie unsere survival Nachbarn zu sagen pflegen. Naja also jedenfalls verbringen wir die Tage an den Stränden von Asilah. Wir besuchen mehrmals das kleine Künstler Städtchen mit seiner echt schönen und vor allem besonderen Medina. Die Wände der Medina sind mit großen fantasievollen Gemälden versehen und in den vielen Galerien und kleinen Läden kann man ohne Stress bummeln.








Auch als Frau kann man hier bei lockerer Atmosphäre spaßige Verhandlungen führen. Natürlich nur wenn wirklich Interesse besteht. Wir nehmen eine Empfehlung an und lassen uns in einem noblen Restaurant mit französisch, marokkanischer Küchen so richtig verköstigen. Möglichst gut angezogen (Für die nächsten Reisen muss ein kleines Köfferchen mit schicken Sachen mit!), genießen wir den Abend bei einem 3-Gänge Menü und einer Männertanztrommelshow. Als dann wieder die Geschichte mit der Kobra kommt, zischen wir ab. Schneller als sie kann. Die Schlange wirkt auch ziemlich außer Rand und Band. Zudem haben wir das Gefühl, dass neben den ganzen Restaurantbesuchern sogar der Schlangenbeschwörer und seine Tänzer ziemlich nervös sind. Wir haben einfach immer noch nichts für diese armen Viecher übrig. Vor allem nicht in einem so kleinen Raum, bei höllischem Lärm. Oder wir sind einfach nur Schisser und übervorsichtig, nachdem uns in Namibia schon mal eine Speikobra in freier Wildbahn den Weg gekreuzt hat. Oder wir ihr, aber das ist eine andere Geschichte. Wir machen noch ein paar Tage richtiges Camping.

Es gibt heiße Duschen und sonstige Sanitäranlagen, einen schönen Gartenparkplatz und ein bisschen Wifi  für 5€ am Tag.

Und dazu nette entspannte Nachbarn. Ein Asiate der mit dem Fahrrad und Zelt unterwegs ist und sich als ein sehr ruhiger, wenig gesprächiger Zeitgenosse auszeichnet und das survival Pärchen aus Dresden. Auch sie sind sehr sympathisch. Am besten gefällt uns, dass schon morgens das Feuer vor ihrem Zelt brennt und sie sich jeden Tag ein Stückchen mehr Haus aus Müll oder allem anderen was sie finden aufbauen. Ihren Backofen, in dem sie auch Pizza backen, scheinen sie mittlerweile perfektioniert zu haben. Jedenfalls haben wir es hier echt chillig. Nach fünf Tagen merken wir aber dass es jetzt dann auch wieder weiter gehen muss. Aber morgen geht auch schon unsere Fähre. Nachdem wir jetzt unser Holz verbrannt haben (die letzten Zwei Scheite wollen wir noch unseren Nachbarn spenden), genug rumgelegen sind, uns ordentlichen Reservespeck für die Fähre angefressen haben und unter anderem gleich der Fischbedarf für das ganz Jahr gedeckt ist, kann es gut erholt und vorbereitet nach Europa zurück gehen. Morgen werden wir uns nach einem letzten marokkanischen Frühstück noch Tanger anschauen und uns dann für 48h aufs Wasser verziehen. Wir melden uns dann in ca. einer Woche wieder, dann sollten wir den Pfaffenwinkel wieder erreicht haben.

Ps. Auf dem Campingplatz kommt es zur einzig kritischen Situation auf unserer ganzen Reise. Heute am letzten Abend versucht doch tatsächlich ein französischer Rentner sich ganz dreist Christians frisch gehackte Holzscheite vor unserem LKW wegzuklauen, während ich drinnen bei etwas lauterer Reggaemusik den Steyr aufräume. Christian hat ihn zwar erwischt, ist aber immer noch sauer!

10.04.17:
Die Heimreise entwickelt sich ein bisschen anders als erwartet und vor allem geplant. Nach dem besagten letzten marokkanischen Frühstück und gemütlichem Zusammenpacken fahren wir mittags nach Tanger los. Es sind nur ca. 40 km bis zum Hafen Tanger-Med. Aber schon nach kurzer Zeit stellt sich raus, dass sich unser Plan ändern wird. Die Wasserpumpe am Steyr ist nun fast völlig defekt. Wir verlieren richtig viel Wasser und langsam fängt sie auch an Geräusche zu machen. Also verzichten wir darauf, unsere letzten Dirham in Tanger zu investieren und steuern unter ständigem Wassernachfüllen auf den Hafen zu. Die Ausreise aus Marokko hat sehr lange gedauert. Es ist jeweils immer nur ein Schalter besetzt und so müssen alle Fahrzeuge nacheinander durch den Check-In, die Polizeikontrolle, den Zoll, das Röntgengerät um letztlich auf die verschiedenen Fähren aufgeteilt zu werden. Gut, dass wir unseren Wassertank in der Kabine vor Abfahrt noch mal gefüllt haben. In der Fährenwarteschlange planen wir dann mal, wies weiter geht… Erst mal werden der Wassertank und alles was wir sonst noch dabei haben nochmal aufgefüllt. Gott sei Dank ist das nächste Klo ziemlich nah. Also wird wild überlegt, wie es in Genua weiter gehen soll. Ob wir den LKW in Genua stehen lassen sollen und mit dem Bus vorerst nach Hause fahren, ob es irgendwie möglich ist mit der Kiste so die letzten Kilometer nach Hause zu kommen oder ob wir es hin bekommen, dass wir ihn in Genua reparieren lassen können und trotzdem vor Montag zu Hause sind. Am liebsten wäre uns die dritte Variante. Die Zeit läuft uns ein wenig davon. Aus Marokko alles zu organisieren bevor wir gleich ins Meer stechen und dann fast völlig abgeschottet von jeglicher Kommunikation sind, klappt alleine nicht. Aber ein sehr guter Freund kümmert sich von Deutschland aus um unser kleines Problemchen. Wenn alles klappt können wir dank ihm aus dem Hafen direkt zu einer nahegelegenen Werkstatt fahren, in der das verschickte Ersatzteil schon auf uns wartet, um eine fixe Reparatur vorzunehmen. Wir sind voller Hoffnung, dass es klappt! Vielen Dank schon mal, Frank!





Wir haben erfolgreich eingeschifft samt unserem geliebten Fahrzeug und verbringen jetzt wieder diese besonders schönen Tage, wie bereits am Anfang der Reise beschrieben, auf einer Fähre. Aus den eigentlich 48 Stunden „Essen, Schlafen, Lesen and again!“, werden fast 70 Stunden. Der Lesestoff geht aus und die Langeweile wird lediglich von einem absolut überteuerten Mittagessen im Boardrestaurant, einer Phase heftigen Seegangs und einer Windenrettung per Hubschrauber, eines erkrankten Passagiers, unterbrochen. Doch geduldig sitzen wir diese Zeit aus, davon fast einen ganzen Tag im Hafen (auf dem Schiff) in Barcelona. Erstaunlich ist die Beobachtung, wie sich die Afrikaner auf dem Weg nach Italien den Europäern angleichen. Auf dem Hinweg haben wir gegenteiliges beobachtet. Wir erhalten die wahnsinnig erfreuliche Antwort, dass in Genua die Werkstatt 600m vom Hafen entfernt auf uns wartet und das Ersatzteil seine Flugreise angetreten hat. In Genua angekommen läufts wie am Schnürchen. Wir sind innerhalb von Minuten ohne Kontrollen an der Polizei vorbei und raus aus dem Hafen, biegen direkt zu Silvano Dallo ab, der uns schon mit seiner Mannschaft erwartet. Mittlerweile ist Donnerstag kurz nach 8. Der Steyr wird in der Werkstatt verstaut, in der wir auch vorerst nächtigen dürfen und Signor Dallo lädt uns erst mal ins Café  auf Cioccolata calda und Cappuccino ein. Tja eigentlich alles perfekt. Nur die Pumpe ist nicht da. Wir verfolgen die Sendung und stellen fest, dass unser sogenannter „Express!!! Versand“  echt total schnell ist. Die Pumpe liegt noch in Deutschland am Flughafen und braucht wohl doch einige Tage um mit dem Flugzeug die paar hundert Kilometer bis nach Genau zu fliegen, zum Airport der direkt ums Eck liegt. Helfer Frank war nur leider beruflich etwas eingespannt, sonst hätte er sie mal schnell mit dem Auto geliefert. Also räumen wir den Kühlschrank aus, buchen uns übers Wochenende noch ein schönes Hotel (mit Pancake-Maschine!!!) und genießen noch einen wunderschönen Zwangskurzurlaub in Genua, der Geburtsstadt Christoph Kolumbus.






Familie Dallo ist überaus herzlich und hilft uns die Zeit so schön wie möglich zu verbringen. Sie zeigen uns das Busfahren, empfehlen uns Hotel und Restaurants, Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten. Oft begleiten sie uns ein Stück und wann immer wir auch wollen, können wir in unser mobiles Zuhause. Jedenfalls haben sich die Tage wirklich gelohnt. Bereits bei der Anreise waren wir uns sicher, dass wir uns diese Stadt eigentlich mal gerne ansehen würden. Das ist sowas von gelungen.

Die Pumpe kommt dann auch und wir verlassen nach einer kurzen Reparatur, gut erholt und gestärkt die Werkstatt und machen uns auf dem Heimweg.

Der Steyr läuft rund und mit einem fetten Grinsen  im Gesicht fahren wir innerhalb weniger Stunden zielstrebig nach Hause… wo bereits der Arbeitsalltag wartet. Aber…haha… „Nach der Reise, ist vor der Reise!“…

Danke noch einmal an alle, die uns das Reisen so ermöglichen, mit fiebern und uns immer tatkräftig zur Seite stehen… auch wenn der Steyr mal wieder, stark behindernd, tagelang die Hofeinfahrt belegt oder wir uns wir spontan andere lustige Sachen überlegen…

Sarah & Christian von Outdoor Worldwide


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