2018 - Finnland/Estland


Kurz vor Ende des Sommers wird das Fernweh durch einen Post einer Freundin, die sich mit ihrem Auto auf Europareise befindet, ziemlich stark....
So stark, dass ich innerhalb von 24h abchecke, wo sie gerade ist, was so der Plan für die darauffolgende Woche ist und ob wir uns eine Woche Auszeit nehmen können.
Ebenso buche ich in diesen 24h Stunden Flüge, Unterkünfte für den An- und Abreisetag und jeweils ein Mietauto für Helsinki und Estland.
Plan ist es, uns unserer Freundin für eine Woche anzuschließen. Diese befindet sich zu diesem Zeitpunkt in Finnland und will die nächsten Tage in Helsinki eintreffen, um ein paar Tage später nach Estland mit der Fähre überzusetzen. Da es für uns organisatorisch einfacher zu händeln ist, fahren wir auch wieder mit der Fähre zurück nach Helsinki und fliegen von dort nach Hause.

Gesagt wie getan, wenige Tage später geht es los. Etwas seltsames Gepäck geschultert geht es auf die große Reise zum Flughafen München. Eine unserer Lieblingsstrecken...
Einige Moneten und gefühlt ewige Stunden später kommen wir auch an. Unser Gepäck, Zelt, Schlafsäcke, eine xxl-Luxusluftmatratze, eine große Fußluftpumpe und ein paar wenige Kleidungsstücke, sind im nu im Flugzeug verstaut und schon sind wir in Helsinki. Im Vergleich zur S-Bahn Anreise ein Katzensprung.
Dank der einfachen Struktur des öffentlichen Verkehrs und v.a. der Ticketauswahl, kommen wir kurz vor 24h mit dem Bus und gültigem Fahrschein an unserer ersten Unterkunft an.
Dort wartet schon Jasmin, die sich gerade mit dem Türcode an allen Appartements ausprobiert. Wir finden dann die richtige Tür und feiern erst einmal das Wiedersehen. Jasmin hat sich bereits so gut an das Camperleben gewöhnt, dass man das Gefühl hat so ein Appartementluxus überfordert sie ;-). Trotzdem wird die Waschmaschine wie auch die Dusche mit Duschgel genutzt. Und Mensch und Wäsche sind für die Weiterreise präpariert. Jasmin kocht uns ein sehr feines Essen, wir reden die halbe Nacht, ich bin bereits schon völlig begeistert von Helsinki und Christian fühlt sich bestätigt in den Erfahrungen mit Finnland.
Nach einer kurzen, sehr heißen Nacht, im Appartement, dass nachts eher an eine feuchte Sardinendose erinnert, brechen wir, nochmal geduscht, auf. Hohlen unser Mietauto ab und suchen erst mal die Innenstadt auf. Dort klappern wir so einige Sehenswürdigkeiten ab, genießen den Hafen, den Markt und fühlen uns in einem Café eines Irakers pudelwohl. Hier fällt uns auch auf, dass die einzige vorhandene Toilette barrierefrei gestaltet ist. Pluspunkt.







Für den Abend suchen wir uns einen schönen Stadtstrand zum Übernachten. Jasmin bleibt am Parkplatz stehen und wir stellen unser Zelt auf dem schmalen Sandstrand auf. Nah am Wasser genießen wir den Ausblick auf die ruhige Ostsee. Trinken ein bisschen Wein. Später kommen einige Einheimische an den Strand, machen Picknick und freuen sich des Lebens. Sie sind sehr umsichtig und versuchen extra leise zu sein, um ihre vermeintlich schlafenden Nachbarn nicht zu stören. Dank unserer xxl-Luxusluftmatratze ist das mit Abstand das beste und schönste Bett, das wir seit langem hatten.



Morgens werden wir durch ein paar Gänse geweckt und stellen fest, dass die ersten Finnen schon eine kleine Runde schwimmen. Wir müssen uns ja wohl auch an das kalte Nass, gewöhnen. Tauchen also kurz in die Ostsee, duschen dann an den Strandduschen und gönnen uns einen Snack im Strandbistro. Wieder eine herrliche, wohl finnische Atmosphäre. Jedenfalls sitzen dort nur Finnen und wir.
Übrigens ist hier zu erwähnen, dass das Zelten am Strand, sowie die Nutzung der Strandtoiletten/ Duschen, ausdrücklich erlaubt bzw. erwünscht ist. In Finnland gilt hier das Jedermannsrecht. Es entsteht der Eindruck, dass die Plätze sauberer hinterlassen werden, zudem hat man nie das Problem eine öffentliche Toilette zu finden, die vor allem sauber, mit Papier ausgestattet, i.d.R. barrierefrei und kostenlos sind.






Anschließend fahren wir in einen Wald, der ans Meer grenzt, in dem Grillplätze zur freien Verfügung stehen, an denen vom Staat, Holz, Unterstände, Trinkwasser und Toiletten bereitgestellt werden.

Da es regnet können wir den Platz wunderbar gebrauchen. Wir entzünden ein etwas größeres Feuer, so dass auch niemand mehr frieren muss, kochen und treffen auch hier auf Einwohner aus unserem Heimatdorf. Dieses Mal aber ein junges Pärchen, dass das Reisen für sich entdeckt hat und mit einem VW-Bus unterwegs ist. Wir kochen und essen gemeinsam und Jasmin freut sich riesig über die Unterhaltung mit den beiden, nachdem sie bereits schon völlig ausgeflippt ist, als sie das bekannte Kennzeichen entdeckt hatte.



Christian und ich perfektionieren an diesem Abend die Performance, Zelt, Schlafsäcke, xxl-Luftmatratze und Luftpumpe aus dem Kleinstwagen zu holen und es innerhalb weniger Minuten in ein wasser- und winddichtes Schlafzimmer zu verwandeln.

Schon anders wie im Steyr.



Früh am Morgen, nach einer Katzenwäsche im Spiegel unseres Kleinstwagen, brechen wir wieder auf, um den Kleinstwagen zurück zu geben und die Fähre nach Estland zu nehmen. Diese hatten wir am Tag zuvor gebucht.

Eine etwas knappe Planung führt dazu, dass wir sie fast verpassen. Hätten wir auf anhieb das richtige Terminal angesteuert wäre das auch kein Ding gewesen.

Jedenfalls haben wir es noch geschafft und sind überrascht wie schnell hier ein- und ausgeladen wird. Da könnte einem ein Toilettengang im Wartebereich zum Boarding schon mal zum Verhängnis werden.

Die Fähre ist rappelvoll, um 9:00 bekommt man eher schlecht Kaffee an der Bar, lieber 1l Bier bestellen. Christian erkämpft mir dann doch einen Kafee und wir finden gefallen an der 2stündigen Überfahrt auf dem Partyboot. Auch die Liveband im Bug des Schiffes spüren wir auf, dazu einige Senioren, die vor der verglasten Front und ziemlich viel Publikum, einen dramatischen Tango aufs (Parket) legen. Zur Einfahrt in den Hafen von Tallin gibt die Band noch einmal Alles und steigert mit ihrer Songauswahl richtig die Dramatik. Die Sonne und die schwarzen Wolken am Himmel geben dem Ganzen den Rest. Nein wir haben kein Bier getrunken...;-). Als Deutsche haben wir den Vorteil Bier zuhause erschwinglich zu erwerben und nicht eine Fährfahrt buchen zu müssen, um im Niemandsland Alkohol ohne Steuern zu konsumieren.

Jasmin Aussage, als sie 2h später am Hafen eintrifft, sie hatte eine andere Fähre genommen: „Hattet ihr auch so ein Partyboot, ist ja der Wahnsinn!“. Wir sind uns einig, dass das schon ein guter Sonntagsauflug wäre, einmal nach Tallin und zurück.

Wir erkunden die Hauptstadt Estlands, die wirklich einen Besuch wert ist! Man kann hier durchaus mehrere Tage verbringen und die vielen verschiedenen Eindrücke aufsaugen. Uns hat die Mischung aus Tradition und Geschichte, junger Kultur und Kunst sehr gefallen. Wir müssen aber schon weiter und holen unseren nächsten Stadtflitzer ab, um uns das nächste Nachtlager an einem Stadtstrandabschnitt einzurichten.
Die restlichen Tage verbringen wir damit, Teile von Estland zu bereisen, schließen uns Jasmin an und genießen es, mal nicht die Route zu planen. Wir verbringen die Zeit an traumhaft einsamen Stränden, machen natürlich viel Feuer, suchen „Lost Places“, die nicht immer so lost sind und bewegen uns immer weiter in den Osten vor.




Auch die Esten empfinden wir als sehr freundlich und hilfsbereit und das Land zeigt sich als traditionell aber weit entwickelt. Kartenzahlung, gutes Internet, Barrierefreiheit, wird hier überall vorausgesetzt. Semmeln mit Münzen zahlen, ..., naja eher out.

Kurz vor der russischen Grenze trennen sich dann unsere Wege. Jasmin muss weiter Richtung Garmisch-Partenkirchen ;-), der Geburtstag ihrer Mom steht bald an.

Wir müssen zurück mit der Fähre nach Helsinki und dem Flieger zurück nach München, um dann erneut unsere Lieblingsstrecke vom Münchner Flughafen nach Hause anzutreten.

Bevor wir uns das geben muss ich aber noch kurz einen Bären suchen. Christian ist für sowas natürlich immer zu haben und auch Jasmin kann sich unserem Vorhaben nur schwer entziehen, aber der Geburtstag sitzt ihr im Genick.

Also geht es, jetzt wieder zu zweit, mit dem estnischen Kleinstwagen, tief in die Wälder Estlands. Mehrere Stunden verbringen wir mit der Suche. Wir verfolgen unsere Strategie, wie bereits in Namibia und den Elefanten, nach frischen Kotspuren zu suchen. Google hilft uns, auch mitten im Wald, mit der Antwort wie das denn so bei Braunbären auszusehen hat. Und wir werden fündig. Doch den passenden Bären dazu finden wir leider nicht. Jetzt wäre der Steyr deutlich von Vorteil. Wir suchen uns ein letztes Nachtcamp, bevor wir die Rückreise nach Helsinki antreten. Mit dem Kleinstwagen zur Waschanlage, kiloweise, betonartigen Schlamm aus den Radkästen entfernen, die sich auf unserer kleinen Bärensuche dort angesammelt haben, Kleinstwagen abgeben, mit dem Bus zum Hafen fahren, mit der Fähre nach Helsinki fahren, mit der Straßenbahn zum Bahnhof Helsinki und mit der Bahn zum Flughafen, eine Nacht im Hostel verbringen, Flugzeug nach München nehmen. Da sind wir schon wieder!

Die anschließende S-Bahnfahrt gestaltete sich wie bekannt. Gefühlte ewige Stunden später und einige Moneten ärmer, erreichen wir unser Auto am Zielbahnhof.

Ja es freut uns sehr, dass es noch da ist! Wir waren uns die ganze Woche nicht sicher ob es so geparkt war, dass es nicht abgeschleppt wird.



Happy End!




Ps.: Es war ein intensiver, vielfältiger, interessanter Kurztrip, der uns unheimlich Spaß gemacht hat! Wir kommen wieder! Müssen uns ja noch den Bären finden.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen