Dienstag, 21. März 2017

Der höchste Berg Nordafrikas


20.03.17:

Nun geht es also los, auf den höchsten Berg Nordafrikas, den Jebel Toubcal. Normalerweise besteigen wir ja alles im Alpinstil, d.h. ohne Hilfsmittel und tragen alles selbst. Nur diesmal ist das aufgrund der Menge an Gepäck, insbesondere an Trinkwasser und Essen, nicht möglich, sodass wir uns im letzten Talort ein Muli inkl. Muliführer und einen einheimischen Guide engagieren. Das ist eine Erfahrung für sich und ein hammergeiles Bild, wie das Muli mit unseren Ski bepackt ist.

So gehen wir relativ leicht die ersten 1100hm bis zur Schneegrenze und nehmen dort schließlich unser komplettes Gepäck selbst auf. Der Local meint es besonders gut mit uns und führt uns direkt ins erste Bachbett, wo er optimalen Schnee zum Gehen mit Ski vermutet. Leider erweist sich das felsdurchsetzte Gelände als nicht mit Ski begehbar und wir schnallen mehrmals an und ab. Nachdem wir auch wiederholt beim Abschnallen in den Bach einbrechen, fragen wir, ob es unter Umständen nicht besser wäre, abseits vom Schnee und dem Bachbett entlang des Hangs zu laufen, die Ski dabei am Rucksack. Er strahlt und hält es für eine tolle Idee, die dann sogleich umgesetzt wird. Leider hat uns dieser Schlenker durch den Bach etliche extra-Höhenmeter und viel Kraft gekostet.

Insbesondere Sarah ist einmal komplett bis zum Bauch eingebrochen und konnte nur durch uns zwei Männer wieder von oben aus dem Loch gezogen werden. Die restlichen 300hm gestalten sich unspektakulär, aber von den Strapazen zuvor gezeichnet, sind wir froh, als wir endlich unser Lager erreichen.


Und was für ein Lager: ein Gebäude wie ein Schloss! Mit Innenhof und komplett aus Naturstein thront es erhaben zwischen den Bergen. Zwar unbeheizt und eiskalt, aber ein kleiner Raum wird vom Kamin erwärmt. Die Mahlzeiten haben wir ja selbst mitgebracht, bzw. teilweise vom Esel schleppen lassen, und nun lassen wir uns erstmal fürstlich bekochen. Es gibt Couscous mit Gemüse und etwas Fleisch, Nüsse und Kekse und den obligatorischen Berbertee. Wir platzen fast und verziehen uns in unsere Betten. Die Nacht auf 3200m schlafen wir besser als in jeder Alpenhütte, jedenfalls bis um 5 Uhr der Berg ruft. Nach kurzem Frühstück geht es los.

Normalerweise ist es ja nach jeder Hüttenübernachtung bei den ersten Schritten draußen frisch, solange bis man sich eingegangen ist. Aber diesmal hats uns fast umgehauen: orkanartiger Wind und dazu eiskalte Temperaturen, dabei Wolken auf unserer Höhe, die der Wind vorbeigepeitscht hat, dass man kurzzeitig nichts sehen konnte. Unsere Entscheidung: Los geht’s! Nach 10m schauten wir uns an und fragten uns gegenseitig ohne Worte: „Was machen wir hier eigentlich?“ Es ging weiter. Der Sturm rüttelte an den Ski, die sich noch am Rucksack befanden, Ein Gehen war nur mit Steigeisen und sehr langsam möglich. Wir quälten uns 300hm nach oben, einen Steilhang flankierend und alle Nerven angespannt, dass uns der Wind nicht den hang runterweht.

Als wir diesen geschafft hatten, standen wir immernoch auf steinharten, hügeligen Eisplatten, mitten im Nebel. Wir entschieden schweren Herzens, den Traum zu begraben und umzukehren. Der Rückweg war nicht minder leicht und wir stiegen ziemlich schnell ab, einerseits leicht enttäuscht, andererseits erleichert, dass nichts passiert war. Der Sturm ließ uns bis zum Basisort Imlil nicht mehr in Ruhe. Es wurde zwar etwas wärmer, aber dafür wurden wir nun mit Sand ausgepeitscht.

Im Ort selbst aßen wir noch, verabschiedeten uns und fuhren los. Wir wollten nur noch weg aus der Kälte, weg aus dem Sturm, weg vom Sand und fuhren nach Marrakesch, wo uns wohlige Wärme und ein grüner Campingplatz erwarteten.
Die Folgetage standen ganz im Zeichen der Erholung, wobei ein Spaziergang durch Marrakesch’s Zentrum auch hier und da das Nervenkostüm auf die Probe stellt. Wir sahen Kobrabeschwörer mit Flöten, mussten Schlangenbesitzern entkommen, die uns ihre apathischen Tiere unbedingt um den Körper hängen wollten, sahen dressierte und gequälte Affen in Mädchenkleidern und mussten fliegende Händler mit billigen Waren abwimmeln. Stattdessen stürzten wir uns lieber in die Souks der Medina und schauten, welche Produkte dort angeboten wurden: von Gewürzen über Kleidung und Handwerksarbeiten bis zu Nahrungsmitteln (lebend und tot) gab es alles in toller Qualität. Wir kauften jedoch lediglich getrocknete Aprikosen und karamellisierte Mandeln und verzogen uns bald wieder in Richtung unseres Campers, um zu erholen. Dazu nahmen wir den öffentlichen Bus für 50Cent pro Fahrkarte. Ein Erlebnis für sich: Obwohl es wie in deutschen Bussen ein Klingelanlage zum Signalisieren des Aussteigewunsches gibt (die auch funktioniert), wird diese ignoriert und das Prozedere des Signalisierens ist: Ordentlich laut gegen die Verkleidung der hinteren Türe hämmern (gerne mit der Faust) bis der Busfahrer das Hämmern hört und einen rauslässt. Strange… Also erholen wir uns endlich etwas in geborgener Campingplatzatmosphäre zwischen französischen und britischen Rentnern in ihren riesigen Schiffen. Bissl viel in den letzten Tagen erlebt...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen