15.03.17:
Seit unserer einsamen Wüstendurchquerung sind schon wieder
ein paar Tage vergangen. Nach der Rüttelkur mit gratis Peeling verlassen wir
die Wüste und fahren ins Inland. Gar nicht einsam! Uns kommen so viele weiße
Womos entgegen, wie wir bisher noch nicht gesehen haben. An einem winzigen
Brunnen, der sehr langsam Wasser fördert, füllen wir mit einer Engelsgeduld in
der prallen Mittagshitze Gießkanne für Gießkanne in unseren fast leeren
Wassertank. Wir haben uns letzte Nacht mal wieder eine warme Dusche gegönnt.
War auch bitter nötig. Am Brunnen besucht uns keiner der Dorfeinwohner aber
zwei Deutsche Männer die ihre Adelholzener Wasserflaschen zum Scheibenputzen
auffüllen und schon seit 20 Jahren nach Marokko kommen, leisten uns eine nette
kurze Gesellschaft. Weiter geht’s auf
kleinen Pässen immer weiter ins Inland.
Die Caravankarawane hört auf und die
Landschaft zeigt sich wieder einmal in ihrer absoluten Schönheit. Es sprießt
überall grün. Und aus dem wenigen Grün werden schnell große Büsche, bunte
Blumen, leuchtende Bäume vermischt mit Gestein in allen erdenklichen Farben.
Ein enormer Kontrast zur schon so schönen Wüste. Wir versuchen die vielen
angenehmen Gerüche, nach bunten Blumen, Frühling, frischer Luft und verbranntem
Holz mit unseren noch etwas ausgetrockneten Nasen aufzunehmen. Die nicht mehr
ganz so trockene Luft tut uns gut. Wir verabschieden uns vorerst von den
Offroadstrecken und wollen uns die schöne Umgebung um Tafraoute im Antiatlas
ansehen. Und siehe da wer sich hier alles versteckt. Hier stehen sie also rum,
die Offroadfahrzeuge die wir eigentlich immer auf unseren bisherigen Routen
erwartet haben aber nie gesehen haben. Auch Unmengen von den weißen Womos
tummeln sich hier. Ist auch klar. Es gibt hier besonders viele schöne
Stellplätze im Garten der Welt. Man ist fast geneigt, sich jeden Tag einen
neuen Platz zu suchen. Plötzlich haben wir wieder viel Kontakt zu anderen
Reisenden. Anfangs etwas komisch und anstrengend.
Nachdem wir am nächsten Tag
das kleine Städtchen und die Umgebung drumherum, mit ihren unglaublichen
Felsformationen (es gibt übrigens wirklich riesige blaue Steine hier, welche im Rahmen eines Kunstprojektes mit massenweise Farbe angemalt wurden), schön angelegten Palmgärten und Bauten angesehen haben, machen
wir noch eine besonders nette Bekanntschaft. Auf der Suche nach einem neuen
Garten für unser kleines Haus sehen wir einen schönen Rundhauber (Mercedes-Oldtimer-LKW)
vom Straßenrand aus. Wir fahren auf die kleineren Pisten, in eine andere
Richtung, durchs hohe Gebüsch mit dem Gedanken die Leute an ihrem idyllischen
Platz nicht zu stören. Natürlich stehen wir plötzlich direkt davor. Ein älteres
Ehepaar aus unserem Landkreis, das sich als Marokkoexpertenteam entpuppt. Wir unterhalten
uns angeregt über mehrere Stunden und freuen uns sehr über die Herzlichkeit und
die guten Tipps der beiden. Dies bestätigt uns wieder darin, dass es Sinn macht
in einem, ein bisschen anderem, Womo zu reisen.
Langsam haben wir etwas
Zeitdruck in den hohen Atlas zu gelangen, damit die Jebel Toubcal Besteigung
entspannt gelingen kann. Ich teste also schon mal, ob ich überhaupt noch in die
Skitourenhose passe, bei den vielen leckeren süßen Sachen und wir beschließen,
bald wieder weiter zu tuckern. Wir genießen noch einige Tees und frisch
gepresste Orangensäfte in den Cafés der Stadt, üben uns schon mal im Verhandeln
für Marrakesch (Wir glauben: schon erfolgreich, aber noch nicht genug), geben
die versprochenen Postkarten auf und machen uns wieder auf den Weg. Beim
Boxenstopp machen wir noch einmal eine besonders nette Bekanntschaft. Ein
reisendes Pärchen, sie Deutsche und er Amerikaner sind begeistert von unserem
Steyr. Irgendwie ist es ein total nettes Zusammentreffen (wenn ihr das lest, nochmal liebe Grüße!!!). Die beiden sind uns
auf Anhieb sympathisch und schauen unseren Steyr bis ins kleinste Detail an
(auf den Eintrittspreis verzichten wir heute ausnahmsweise mal). Ich liebe
diesen amerikanischen Überschwung einfach.Wir versuchen noch für andere
Reisende ihren verloren gegangenen Hund wieder zu finden, aber das gelingt uns
leider nicht. Schließlich geht‘s auf dem Weg in den hohen Atlas noch die Medina
von Taroudont, deren Gassen immer und immer wieder in Sackgassen endeten.
Google Maps war auch überfordert. Aber wir haben schöne Häuser und viele schöne
Hauseingänge und Hintertürchen der Bewohner gesehen. Hat auch Spaß gemacht. Ein
junger Mann in unserem Alter zeigt uns den Weg raus aus dem Labyrinth und wir
schlürfen noch einen Tee im Café. Gott sei Dank hatten wir Mittag noch ein
Päuschen auf unserer Couch eingelegt, als wir noch nicht wussten wie lang der
Tag noch werden sollte. Wir fahren über große, dicht besiedelte Straßen als uns
schon klar wird, dass die Stellplatzsuche heute nicht so einfach werden wird wie
sonst. Also fahren wir und fahren wir, mit der Hoffnung, dass sobald wir den
Talkessel hinter uns gelassen haben, wieder kleine Plätze, wegen uns auch
direkt neben der Straße, auftauchen die wir zur Rast nutzen können. Von den
großen Straßen geht es direkt auf eine Passstraße. Wir sind schon einige Pässe
gefahren, einige sehr enge und sehr steile. Aber dieser Pass lässt das
Adrenalin in unser Blut schießen. Aber wir haben keine Wahl. Wir müssen durch.
Rückwärts geht sowieso nicht. Die Straße ist ziemlich schmal. Einspurig, so dass
der Steyr gerade so drauf passt, also keine Ahnung was ist, wenn uns einer
entgegen kommt. Mir ist schon ganz schlecht. Neben mir geht es hunderte Meter
in die Tiefe, nur manchmal eine Leitplanke oder Mauer von denen aber bestimmt
über 50% schon den Abhang hinunter sind und auf der anderen Seite, steile
schroffe Felswände mit viel Geröll. Man sieht anhand der großen Steine und
kaputten Straße wie viel Steinschlag es hier geben muss. Aber die Straße ist
offen weil auch andere Autos sie nutzen. An Stellplatz ist hier allerdings
nicht zu denken. Zu gefährlich, außerdem kein Platz. Aber die
Straßenverhältnisse werden noch getoppt. Zu den beschriebenen Schwierigkeiten
kommen noch überhängende Felswände dazu die uns auch noch von oben anfangen die
Fahrbahn zu versperren. Geradeso können wir zwischen überhängendem Fels,
unterspülter Fahrbahn, Geröll von rechts und Abgrund links, hindurch fahren.
Langsam wird es schon ziemlich dunkel. Sowas kannten wir bisher nur von
Prosieben – Galileo „die extremsten Straßen“. Nach einer weiten Strecke auf dem
Pass finden wir doch noch einen sicheren, etwas schiefen Stellplatz und
schlafen etwas unruhig nach dem aufreibenden Abend. Die Nacht ist kalt, so dass
wir am Morgen schnell die Zelte abbrechen um in den Basisort für die geplante
Skitour zu kommen. Die Fahrt ist wieder anstrengend aber besser als den Tag
zuvor. Wir buchen uns einen lizenzierten Bergführer für die folgenden Tage, der
uns gerne auf seinem Campingplatz einquartieren würde. NO CHANCE! Der Weg
dorthin ist noch schmäler, enger und niedriger als der Pass. Außerdem könnten
wir nicht einmal im Campingplatz umdrehen….und rückwärts einige Kilometer
wieder runter??? Aber sehr nett von ihm, dass er uns erst mal die Strecke
gezeigt hat bevor wir uns gut eingekeilt hätten. Es sind hier kaum Touristen.
Jedenfalls keine richtigen Bergsteiger. Ein einsames österreichisches Wohnmobil
steht rum. Wir packen also unser Material zusammen, Christian mästet mich jede
Stunde mit einer Schüssel Nudeln und so sind wir gut gerüstet für Morgen.
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