24.03.17:
Da sind wir wieder. Immer noch in Marokko, wer hätte das
gedacht. Nachdem wir also ein paar sehr ruhige Tage am stetig sehr windigen
Meer verbracht haben und Christian ein schönes Meerwasserbad gemacht hat,
überlegen wir wie‘s jetzt weiter gehen soll. Das Wetter ist immer noch nicht
besonders schön und soll auch so bleiben.
Wie viele wissen, ist das Wasser
sowieso nicht mein bester Freund und den ganzen Tag in meinem Traumbüro direkt am Meer lernen, macht mich mit der Zeit ziemlich
unausgeglichen. Es soll also weiter gehen. Erst einmal lassen wir an der
Straße, dieses Mal für 2€, unsere Kabine schweißen und machen uns dann auf in
Richtung der großen Industriestädte Marokkos. Auf dem Weg dorthin fahren wir
durch große Gebiete, in denen professionell
alle erdenklichen Arten an Gemüse angebaut werden. Man kann auch direkt
ab Feld große Mengen abnehmen. Es folgen große moderne Hafenanlagen und auch
die Infrastruktur ist dem angepasst. Wir
fahren bis Casablanca und schauen uns die auf dem Weg liegenden Städte
genauer an, manchmal zu Fuß manchmal per Steyr. Schon interessant, wie
europäisch solche Orte auf einen plötzlich wirken und vor allem reich im
Verhältnis zu den ländlicheren Gegenden. Hier kommen wir uns auch vor wie die
letzten Bauern, gerade wenn wir das Auto verlassen. So fahren wir dann Richtung
mittlerer Atlas, um das letzte Gebirge Marokkos, was wir noch nicht durchfahren
haben, zu besichtigen. Christian macht sich noch schnell auch in Marokko einen
Namen als Rennfahrer und lässt sich mit dem Steyr blitzen. Für 8km/h löhnen wir
15€ an die Polizei. Danach geht die Reise mit unseren unglaublichen 70km/h
weiter. Wir fahren weiter als wir gedacht haben. Die Gegend ist uns irgendwie
unsympathisch. Die Menschen wirken unfreundlich, die Jugendlichen frech und wir
sehen einige kleine Kinder, die schon genüsslich ihre Feierabendzigarette
rauchen. Vielleicht liegts auch am Wetter das alle so stofflig wirken. Es
regnet wie aus Eimern und am Himmel hängen tiefe Wolken die die Stimmung
ordentlich drücken. Irgendwann finden wir dann doch einen Stellplatz für eine
weitere Nacht in Afrika. Am Morgen erleben wir dann noch eine etwas seltsame,
aber lustige Szene vor unserem Steyr. Es scheint sich um eine
Verkaufsverhandlung um einen 190er Mercedes zu handeln. Jedenfalls steigen alle
immer wieder ein und aus und fahren dann mit Vollgas kurze Strecken. Dann wird
wieder wild diskutiert. So geht das eine ganze Weile. Schon erstaunlich was der
Daimler eigentlich so aushält. Seltsamerweise bleibt eine voll verschleierte,
mittelalte, gut genährte Dame in knallrotem Jogginganzug zurück. Mit einem
Miniplastikhocker in der Hand. Wohlgemerkt befinden wir uns weder am Rand einer
Stadt, noch ist ein Dorf in nächster Umgebung. Wieder ein Rätsel, was uns ein
Rätsel bleiben wird. Die Frau winkt uns noch freundlich zu, als wir unser Camp
verlassen. Jetzt suchen wir die Affen. Wie viele auch wissen… Kann man meine
Laune ja sowieso mit jeder Art von Tier sofort wieder heben und da sind Affen
natürlich eine besonders gute Idee. Wir haben gehört, dass es im mittleren
Atlas eine Restpopulation an Berberaffen geben soll. Die Landschaft im
mittleren Atlas ist wiederum sehr, sehr schön. Marokko bietet so unglaublich
viele verschiedene Arten von Vegetation oder auch gar keine Vegetation, dass
man manchmal fast überfordert ist, weil es sich so schnell ändert. Hier findet
man viele schöne Mischwälder, es blühen
allerhand bunte Blumen, zwischendurch hohes Gras und Flüsse die Wasser
führen.
Die Erde ist manchmal rötlich, aber hauptsächlich fast schwarz und so
riecht es auch. Nach Frühling, Wald und feuchter Erde. Es regnet immer noch,
aber ab morgen soll das Wetter wieder besser werden. Kurz vor unserem nächsten
Zwischenziel Azrou, sehen wir schon den Schnee der in den Bergen liegt. In
Azrou fühlt es sich dann an wie bei uns im Winter. Nach einem Mittagessen mit
einem total netten Kellner, wollen wir uns nun einen schönen Platz für die
Nacht suchen. Vielleicht finden wir ja auf dem Weg noch ein paar Affen. Es geht
ein bisschen bergauf und schnell wird der Schnee mehr, die Straße ist schon mal
für Fahrzeuge ohne Winterreifen gesperrt (häh? Hier hat niemand Winterreifen…).
Wir freuen uns über den vielen, dicken weißen Schnee und über die Winterreifen
unseres Steyrs. Und da hocken sie auch schon. Etwas angepisst vom Wetter
schauen uns vom Straßenrand ein paar plüschige Berberaffen an.
Wir steigen an
einem kleinen Platz aus, wo auch marokkanische Wochenendausflügler die zahmen
Affen mit Erdnüssen füttern. Ich trete beim Austeigen erst mal so richtig auf
die Hupe, um allen bekannt zu machen, dass ich jetzt auch da bin. Peinlich…
denk ich noch. Wahrscheinlich sind die Affen jetzt weg und die Besucher
begeistert. Aber diese Affen stört das nicht. Wir fahren weiter in den Wald
hinein. Vorteil hier. Außer dem Steyr wird dort heute nix mehr reinfahren, bei
min. 20cm ungeräumtem Neuschnee. Da sehen wir wie drei Leute in einer langen
Hofeinfahrt scheinbar ein Auto in Gang bekommen wollen und dass sie bereits
wahrscheinlich schon mehrere Stunden versuchen mittels eines Rechens aus der
verschneiten Einfahrt herauszukommen. Wir fragen schnell, ob wir helfen können.
Das russische Pärchen und der Marokkaner wirken sehr erleichtert. Kurzerhand
lege ich mit der Lawinenschaufel das Einfahrtstor soweit frei, dass wir es für die
Steyrgröße aufbekommen und Christian manövriert den Steyr problemlos rückwärts,
durch den aufgewühlten Schnee, in die enge Einfahrt. Im Schlepptau einen niegelnagelneuen
Toyota Prius hybrid mit Sommerreifen, die wie Slicks aussehen, geht es dann wieder
retour. Nach ein paar Minuten ist alles erledigt und wir freuen uns zu fünft
über die gelungene Aktion. Gerne hätten wir ihnen schon früher geholfen. Ihres
körperlichen Zustands zufolge müssen sie wirklich schon einige Zeit geackert
haben.
Also weiter in den Wald, durch den tiefen Schnee. Dieser Anblick lässt
unser Entdeckerherz sofort wieder höher schlagen. Anhand der Karte können wir
der Piste durch den tiefen Schnee folgen, bis zu einer Begrenzung durch größere
Steine. Naja, aber egal, wir haben ja die Ski dabei. Wenn nicht mit dem Steyr
dann halt mit den Ski zu den Affen. Es geht ja bergab. Also schnallen wir
kurzerhand unsere Ski an und fahren den Rest der Piste, durch herrlichen
Tiefschnee, damit ab und wir finden auch tatsächlich wieder eine Gruppe von
Affen.
Eine bezaubernde Rundfahrt auf Skiern in dem tief verschneiten Wald. Das
hätten wir gestern auch noch nicht gedacht, dass wir uns heute wie im tiefsten
Winter fühlen. Am tiefsten Punkt bringen wir dann die Felle an und machen noch
eine schöne Skitour quer durch den Wald wieder hinauf zu unserem Häuschen. Den
Abend lassen wir mit einer wohltuenden heißen Dusche ausklingen, bevor wir
glücklich und zufrieden, aber nur weil wir eine Heizung im Steyr haben, ins
Bett hüpfen.
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