Donnerstag, 9. März 2017

Wüste, Kamele und Arabisch


09.03.17:

Nach ein paar weiteren Kletterrouten zum Frühstück brechen wir am Mittwoch wieder aus der Todra Schlucht auf um endlich in die Sandwüste weiterzureisen. Entlang der algerischen Grenze suchen wir uns ein ruhiges Plätzchen. Eine Große Palme, ein trockenes Flussbett, der Steyr und wir. Und so einige Neugierige aus einem Dorf, an dem wir vorbei gefahren sind… Nachdem wir am Nachmittag schon mehrmals „Wer-hälts-länger-aus???“ gespielt haben, kommt in der Dämmerung einer der Jungen, ca. 10 Jahre alt, im Schlepptau drei seiner großen Freunde, noch einmal vorbei um uns den Abend zu versüßen. Zum besseren Verständnis . „Wer-hälts-länger-aus???: Neugierige Kinder die sich ums Auto versammeln, oft lange lange Zeit mit einfach Rumsitzen verbringen, um dann irgendwann auf die Idee zu kommen nach allem Möglichen wie T-Shirts, Bonbons, Bällen usw. (von dem wir übrigens zufällig sowieso nix dabei haben) zu betteln. Leider kommt es bei „Wer-hälts-länger-aus???“ selten dazu, dass irgendwer was davon hat. Die Kinder wollen oder können sich nicht mit einem unterhalten und ihre gewünschten Waren erhalten sie auch nicht. Zurück zum Abend. Also stehen die vier Halbstarken da vor uns, während wir gerade unsere Würstl auf unser schönes Lagerfeuer legen, um in Ruhe zu essen. Schon nach wenigen Minuten entpuppt sich der am Nachmittag so zurückhaltende Junge als ein richtiger Wirbelwind. Er kümmert sich jetzt um unser Feuer und um unser Essen. Es dauert ein bisschen bis wir die Situation einschätzen können. Jedenfalls klauen sie uns nicht das Essen. Sie lachen…keine Ahnung über uns…wir verstehen kein Wort… wir lachen auch…und wir sprechen heute sowieso schon den ganzen Tag nur Englisch. Englisch hat sich als super Strategie bei „Wer-hälts-länger-aus???“ erwiesen. Dann hol ich einfach mal mein Arabisch Bilderwörterbuch raus. Und der Bann ist gebrochen. Der Abend ist unglaublich lustig. Mit Händen und Füßen kriegen wir Arabische Begriffe beigebracht und die Burschen Englisch und Deutsch. Am lustigsten ist, wenn der kleine Prinz Christian die Aussprache auf Arabisch beibringen will und in den Sandboden arabische Schrift schreibt, welche Christian natürlich perfekt lesen kann. So verbringen wir viele Stunden am Feuer. Wir essen gemeinsam die Würstl, deren Inhalt undefinierbar ist, aber Hauptsache sie schmecken.

Ich muss mich als Frau leider ein bisschen zurück halten, weil ihnen das nicht so ganz geheuer ist, dass ich als Frau so laut mit lache. Und um das nicht immer wieder erklären zu müssen, worüber ich lache, was ohne Französisch total schwierig ist, bleibt mir nichts anderes übrig. Sie gehen sehr umsichtig mit unseren Sachen um, bringen alles wieder und nehmen sich nichts zu essen, ohne dass wir es ihnen anbieten. Doch so richtig gehen wollen sie auch nicht mehr. Zumindest der kleine Kerl nicht. Aber er hat uns ja „auf Wiedersehen“ auf Arabisch beigebracht. So beenden wir den Abend. Die vier ziehen ab und wir fallen ziemlich müde ins Bett.

Wir fahren weiter Richtung Wüste. Auf dem Weg zum Erg Chegaga machen wir noch einen kurzen Boxenstop in Zagora. Mittlerweile fast Profis schaffen wir es unter einer Stunde Wasser, Kühlwasser, Diesel, Lebensmittel und Internet aufzufüllen, Geld zu holen und Müll zu entsorgen. Ohne, dass besondere Kosten anfallen. Naja, eine kleine Hilfe hatten wir. Christian engagiert einen Jungen der vorher bei mir am Auto schon nach Essen gebettelt hat als Träger für die Einkäufe. Ganz nach Christian‘s Devise von nix kommt nix. Ich bin etwas verwirrt als der Kerl freudestrahlend mit Wasser und Limo bepackt auf mich zuläuft. Es dauert bis ich checke wie der Hase läuft und ich sehe, dass Christian ein paar Meter hinter ihm ist. Mit seiner Bezahlung (Gebäck und Wasser) scheint er allerdings nicht so zufrieden zu sein. So ein paar Dirham um sich was zum Essen zu kaufen wären schon besser. Aber er deutete halt au seinen Mund, also gibt’s Essen. Zagora wirkt auf uns, obwohl es sehr groß und touristisch ist, sehr ansprechend. Wir hatten mit mehr und vor allem aufdringlicheren Schleppern gerechnet. Aber ein einfaches „Nein Danke“ genügt. Ein paar sind sogar sehr sehr gute Freunde ;-) von Sabine und Burkhard Koch (bekannte Offroad-Dauerreisede) und andere verstehen auch einen kleinen Spaß, dass wir mit ihnen im Schlepptau einfach mal ein paar Runden durch den Kreisverkehr fahren. Gerne hätten wir noch ein bisschen mehr von dieser Stadt gesehen. Aber weiter geht’s! Christian spielt dann noch ein bisschen Kamelflüsterer und lockt mit einem winzigen Büschel Grünem ein paar Kamele an, um sie sich einmal genauer anzusehen.


Den Nachmittag verbringen wir mit Wäschewaschen in der Nähe eines guten Brunnens und mit ausgiebigem Testen unserer Campingmöbel. Auch das Feldbett muss herhalten. Langsam wird die Luft ganz schön trocken und heiß. Ich fühl mich fast wie eine alte Backpflaume. Wir haben mal richtig viel Zeit in Ruhe zu Essen, zu lesen und was man sonst noch so macht. Das Feldbett erweist sich zwar als sehr praktisch und bequem beim drauf rum gammeln, allerdings im Auf- und Abbau besch…  . Eigentlich sollten wir es einfach als Ganzes aufs Dach schnallen. Der Abend endet früh im sicheren Steyr, da die Natur lauter schmerzhaft piksende Pflanzensamen umher bläst und uns die Fliegen zudem super finden.  




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