09.03.17:
Nach ein paar weiteren Kletterrouten zum Frühstück brechen
wir am Mittwoch wieder aus der Todra Schlucht auf um endlich in die Sandwüste
weiterzureisen. Entlang der algerischen Grenze suchen wir uns ein ruhiges
Plätzchen. Eine Große Palme, ein trockenes Flussbett, der Steyr und wir. Und so
einige Neugierige aus einem Dorf, an dem wir vorbei gefahren sind… Nachdem wir
am Nachmittag schon mehrmals „Wer-hälts-länger-aus???“ gespielt haben, kommt in
der Dämmerung einer der Jungen, ca. 10 Jahre alt, im Schlepptau drei seiner
großen Freunde, noch einmal vorbei um uns den Abend zu versüßen. Zum besseren
Verständnis . „Wer-hälts-länger-aus???: Neugierige Kinder die sich ums Auto
versammeln, oft lange lange Zeit mit einfach Rumsitzen verbringen, um dann
irgendwann auf die Idee zu kommen nach allem Möglichen wie T-Shirts, Bonbons,
Bällen usw. (von dem wir übrigens zufällig sowieso nix dabei haben) zu betteln.
Leider kommt es bei „Wer-hälts-länger-aus???“ selten dazu, dass irgendwer was
davon hat. Die Kinder wollen oder können sich nicht mit einem unterhalten und ihre
gewünschten Waren erhalten sie auch nicht. Zurück zum Abend. Also stehen die
vier Halbstarken da vor uns, während wir gerade unsere Würstl auf unser schönes
Lagerfeuer legen, um in Ruhe zu essen. Schon nach wenigen Minuten entpuppt sich
der am Nachmittag so zurückhaltende Junge als ein richtiger Wirbelwind. Er
kümmert sich jetzt um unser Feuer und um unser Essen. Es dauert ein bisschen
bis wir die Situation einschätzen können. Jedenfalls klauen sie uns nicht das
Essen. Sie lachen…keine Ahnung über uns…wir verstehen kein Wort… wir lachen
auch…und wir sprechen heute sowieso schon den ganzen Tag nur Englisch. Englisch
hat sich als super Strategie bei „Wer-hälts-länger-aus???“ erwiesen. Dann hol
ich einfach mal mein Arabisch Bilderwörterbuch raus. Und der Bann ist
gebrochen. Der Abend ist unglaublich lustig. Mit Händen und Füßen kriegen wir
Arabische Begriffe beigebracht und die Burschen Englisch und Deutsch. Am
lustigsten ist, wenn der kleine Prinz Christian die Aussprache auf Arabisch
beibringen will und in den Sandboden arabische Schrift schreibt, welche
Christian natürlich perfekt lesen kann. So verbringen wir viele Stunden am
Feuer. Wir essen gemeinsam die Würstl, deren Inhalt undefinierbar ist, aber
Hauptsache sie schmecken.
Ich muss mich als Frau leider ein bisschen zurück
halten, weil ihnen das nicht so ganz geheuer ist, dass ich als Frau so laut mit
lache. Und um das nicht immer wieder erklären zu müssen, worüber ich lache, was
ohne Französisch total schwierig ist, bleibt mir nichts anderes übrig. Sie
gehen sehr umsichtig mit unseren Sachen um, bringen alles wieder und nehmen
sich nichts zu essen, ohne dass wir es ihnen anbieten. Doch so richtig gehen
wollen sie auch nicht mehr. Zumindest der kleine Kerl nicht. Aber er hat uns ja
„auf Wiedersehen“ auf Arabisch beigebracht. So beenden wir den Abend. Die vier
ziehen ab und wir fallen ziemlich müde ins Bett.
Wir fahren weiter Richtung Wüste. Auf dem Weg zum Erg
Chegaga machen wir noch einen kurzen Boxenstop in Zagora. Mittlerweile fast
Profis schaffen wir es unter einer Stunde Wasser, Kühlwasser, Diesel,
Lebensmittel und Internet aufzufüllen, Geld zu holen und Müll zu entsorgen.
Ohne, dass besondere Kosten anfallen. Naja, eine kleine Hilfe hatten wir.
Christian engagiert einen Jungen der vorher bei mir am Auto schon nach Essen
gebettelt hat als Träger für die Einkäufe. Ganz nach Christian‘s Devise von nix
kommt nix. Ich bin etwas verwirrt als der Kerl freudestrahlend mit Wasser und
Limo bepackt auf mich zuläuft. Es dauert bis ich checke wie der Hase läuft und
ich sehe, dass Christian ein paar Meter hinter ihm ist. Mit seiner Bezahlung
(Gebäck und Wasser) scheint er allerdings nicht so zufrieden zu sein. So ein
paar Dirham um sich was zum Essen zu kaufen wären schon besser. Aber er deutete
halt au seinen Mund, also gibt’s Essen. Zagora wirkt auf uns, obwohl es sehr
groß und touristisch ist, sehr ansprechend. Wir hatten mit mehr und vor allem
aufdringlicheren Schleppern gerechnet. Aber ein einfaches „Nein Danke“ genügt.
Ein paar sind sogar sehr sehr gute Freunde ;-) von Sabine und Burkhard Koch
(bekannte Offroad-Dauerreisede) und andere verstehen auch einen kleinen Spaß,
dass wir mit ihnen im Schlepptau einfach mal ein paar Runden durch den
Kreisverkehr fahren. Gerne hätten wir noch ein bisschen mehr von dieser Stadt
gesehen. Aber weiter geht’s! Christian spielt dann noch ein bisschen
Kamelflüsterer und lockt mit einem winzigen Büschel Grünem ein paar Kamele an, um
sie sich einmal genauer anzusehen.
Den Nachmittag verbringen wir mit
Wäschewaschen in der Nähe eines guten Brunnens und mit ausgiebigem Testen
unserer Campingmöbel. Auch das Feldbett muss herhalten. Langsam wird die Luft
ganz schön trocken und heiß. Ich fühl mich fast wie eine alte Backpflaume. Wir
haben mal richtig viel Zeit in Ruhe zu Essen, zu lesen und was man sonst noch
so macht. Das Feldbett erweist sich zwar als sehr praktisch und bequem beim
drauf rum gammeln, allerdings im Auf- und Abbau besch… . Eigentlich sollten wir es einfach als
Ganzes aufs Dach schnallen. Der Abend endet früh im sicheren Steyr, da die
Natur lauter schmerzhaft piksende Pflanzensamen umher bläst und uns die Fliegen
zudem super finden.
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